Krassgrün - Da ist man gerne Kuh
Bericht
Bericht
Das Wohlbefinden der Kühe verbessern
Das Wohlbefinden der Kühe verbessern
Mit Hopfen das Wohlbefinden der Kühe verbesser?
Ein Junglandwirt berichtet von seinen Erfahrungen!
Im September 2018 habe ich mich im heimischen Hopfenmuseum informiert und mein Projekt einem Mitarbeiter und dem Chef vorgestellt. Ich wollte wissen ob meine Pläne auch in der Praxis umgesetzt werden können und ob sich der Hopfen für mein Vorhaben überhaupt eignet.
Mir wurde erklärt wie der Hopfen im kommerziellen Anbau gelingt und auf was man achten muss. Entscheidend sind auch die einzelnen Sorten. Mir wurden 4 Sorten vorgeschlagen die für unsere Region passen würden.
Folgende Sorten habe ich bestellt: Herkules, Tettnanger, Tradition und Perle. Zusätzlich habe ich noch eine Sorte im Baumarkt gekauft.
Pflanzzeit für den Hopfen ist im April. Mein Ziel war also bis dahin das Gerüst und die Tränke fertiggestellt zu haben.
,,Theoretisch könnte es funktionieren. Ob alles so klappt wird sich herausstellen“
Im November 2018 starteten wir mit dem Bau der Tränke. Von unserem alten Schweinestall hatten wir noch Tonschalen aufbewahrt. Diese dienten als Tränkeschalen. Sie waren in gutem Zustand und hatten eine glatte Oberfläche. Dadurch eigneten sie sich für unser Vorhaben sehr gut. Außerdem mussten wir neue Wasserleitungen legen.
Vor Weihnachten haben wir das Pflanzbeet ausgehoben und mit Randplatten eingefasst. Außerdem hat unser Nachbar (Kunstschmied/Metaller) die Pfosten für das Hopfengerüst fertiggestellt und mit uns montiert.
Damit der Humus noch aufgefrieren und sich setzen konnte, haben wir ihn vor dem Winter eingefüllt.
Frühling = Pflanzzeit!
Im April war es dann endlich soweit. Die Hopfenpflanzen wurden geliefert. Zusätzlich haben wir noch Lavendel angepflanzt. Diesem wird nachgesagt, dass er durch seinen Duft die Fliegen fernhält. Da wir ihn direkt an der Tränke gepflanzt haben erhoffe ich mir, dass die Kühe in Ruhe trinken können. Außerdem verleiht er mit seiner lila Blüte dem Beet einen freundlichen Character. An der linken Seite wächst zusätzlich noch eine Weinrebe. Hier möchte ich testen wie schnell und wie effektiv Wein im Vergleich zu Hopfen als Pergolabegrünung wäre.
Den Hopfen haben wir im Abstand von 40 cm gepflanzt. Pro Pflanze wurden zwei Triebe an den Draht (normaler Weidezaundraht) angeleitet. Im ersten Jahr steckt der Hopfen viel Kraft und Energie in die Ausbildung der Wurzeln. Sein maximales Längenwachstum erreicht er erst im zweiten Jahr. Von da an kann man dann auch drei Triebe pro Draht anleiten. Wichtig ist, dass man die Triebe im Uhrzeigersinn anleitet. Anderenfalls kann er sich nicht festhalten und dreht sich wieder weg vom Draht. Gepflanzt wurden, wie anfangs erwähnt 5 verschiedene Sorten und insgesamt 10 Pflanzen, damit man immer eine Wiederholung und somit einen guten Vergleich der Sorten hat.
Los geht’s!
Bereits 10 Tage nach der Pflanzung sieht man das Potenzial der Pflanzen. Bei optimaler Witterung kann man ihnen beim Wachsen zusehen. Mit Klebeband habe ich immer wieder Markierungen angebracht um messen zu können, wie weit er an einem Tag wächst. Der Rekord lag bei 40 cm an einem Tag! Und das im ersten Jahr. Im Zweiten wächst er anscheinend nochmal schneller. Wir sind gespannt.
Vom ersten Tag an wurde auch die Tränke sehr gut angenommen. Acht Kühe können problemlos gleichzeitig Trinken. Wenn die Kühe von der Weide kommen, geht’s jetzt erstmal in den Auslauf. Erstes Ziel ist somit erreicht. Mit den Tränken im Stall können gleichzeitig 20 Kühe trinken. Da die Tränke im Auslauf an eine andere Wasserleitung als die restlichen im Stall angeschlossen ist, läuft immer genügend Wasser nach.
Im Juni hat der Hopfen die kritische Stelle erreicht. Jetzt sollte er eigentlich einen Bogen machen und waagrecht am Draht entlang wachsen.
Hat er leider nicht gemacht.
Wir mussten ihm um die Ecke helfen…
Und auch danach wollte er immer wieder nach oben und nicht horizontal wachsen… Jeden dritten Tag war also Hopfen an Draht wickeln angesagt. Dauert zwar nur ein paar Minuten ist aber dennoch ärgerlich.
Der Hopfen ist dann im Juli schon deutlich gewachsen. Die längsten Triebe sind bereits 6 Meter lang. Nach wie vor ist die Sorte Perle den anderen um 1 Meter voraus.
Die Lavendelpflanzen sind in der Blüte. Erste Bienen haben sich an ihm erfreut und summen an schönen Tagen um die Pflanzen.
Ende Juli 2019 - Die heißeste Zeit des Jahres ist angebrochen.
Zeit für etwas Abkühlung. Ich habe nach einer Verneblungsanlage gesucht. Professionelle Anlagen kosten um die 2000€. Da ich aber nicht wusste wie gut die Kühe das finden werden, viel meine Wahl auf eine günstige Alternative. Diese wird einfach an einem normalen Wasserhahn angeschlossen über den man auch den Druck regeln kann. Die Anzahl der Düsen kann man selber wählen, genau wie die Abstände zwischen den Düsen.
Ich muss dazusagen, dass ich anfangs mit einem Wasserschlauch der feine Löcher hat genauso wie mit einem normalen Wassersprenkler keinen Erfolg bei unseren Kühen hatte. Unsere Ladys möchten nicht nass werden. Dies ist auf der Weide genauso wie im Laufhof der Fall.
Darum war ich auch am Anfang skeptisch mit der Verneblungsanlage. Hier haben sich die Kühe aber anders verhalten. Der feine Sprühnebel gefällt den Kühen. Dadurch dass immer etwas Luftbewegung im Laufhof ist, spürt man einen deutlichen Kühlungseffekt. Die Kühe werden nur dann nass, wenn sie längere Zeit unter der Anlage stehen. Und selbst dann scheint es ihnen zu gefallen. Dieses verhalten kannten wir bisher so nicht von den Kühen. Wenn es regnet gehen sie normal immer in den Stall.
Unterm Hopfen im Schatten, mit Wassernebel lässt sich’s auch bei Hitze gut aushalten.
Dies haben auch die Kühe schnell gelernt.
Mitte August 2019 hat der Hopfen Dolden ausgebildet. Der Laufhof ist mittlerweile ein echter Blickfang. Das maximale Längenwachstum scheint für dieses Jahr abgeschlossen zu sein. Die längsten Triebe sind fast 8 Meter lang. Den Kühen scheint der Hopfen gut zu schmecken. Wenn sie mit ihrer langen Zunge an Dolden kommen, die erreichbar sind, genießen sie das sichtlich.
Oktober 2019 - Hopfenernte
Der Sommer ist vorbei. Der Hopfen hat seine Aufgabe erfüllt. Mittlerweile hat er seine Nährstoffe wieder in die Wurzeln zurückgezogen. Er kann ein paar cm überm Boden abgeschnitten werden. Von dort Treibt er im nächsten Frühjahr wieder neu aus. Die Sonne kann in der kalten Jahreszeit wieder voll in den Laufhof scheinen.
Fazit
Das Projekt, welches ich mit Unterstützung durch die Stiftung für Begabtenförderung umsetzen konnte, hat mir, meiner Familie und unseren Kühen viel Freude bereitet. Es ist toll, wenn man sich theoretisch etwas überlegt und die Praxis einem dann zeigt, an was man vorher nicht gedacht hat. Vieles hat besser funktioniert als am Anfang erhofft. Problematisch wurde es als wir erkannten, dass der Hopfen nicht horizontal, sondern nach oben wachsen möchte. Hierfür habe ich auch noch keine praktikable Lösung. Vielleicht hat er auch dazu gelernt und macht er es im nächsten Jahr besser 😊. Ansonsten erfüllte der Hopfen seinen Zweck. Er wuchs schnell und dicht, spendete Schatten, sah toll aus, schmeckte den Kühen und brachte Farbe an den Kuhstall.
Überrascht war ich von der Wirkung des Lavendels. An der Tränke waren so gut wie keine lästigen Fliegen. Ob dies vom Lavendel kommt, kann ich nicht sicher sagen. Eine andere Begründung fällt mir aber auch nicht ein. Außerdem zog er Nützlinge wie Bienen und Schmetterlinge an. Im Sommer war das Beet wie ein kleines Biotop. Ich hoffe das es nicht als solches beim Gemeinsamen Antrag kartiert wird 😊
Die Tränke hat sich schon am ersten Tag bezahlt gemacht.
Die Verneblungsanlage werde ich nächstes Jahr im ganzen Laufhof anbringen. Mit ihrem feinen Sprühnebel sorgte sie in den heißen Tagen für deutliche Abkühlung. Außerdem war der Boden immer griffig und gut zu reinigen. Es bildete sich unterm Sprühnebel kein Schmieriger Belag.
Die Resonanz für unser Projekt war durchweg positiv. Leute die auf den Hof kamen (Tierarzt, Viehhändler, Berater, Bekannte, Besucher etc…) fanden es richtig klasse. Spaziergänger blieben stehen und schauten den Kühen zu. Einer sagte:
„Bei euch möchte ich auch gerne Kuh sein“