Krassgrün - Felix Bulich
Praktikanten-Blogger
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Felix Bulich
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Exportfenchel und Baumfällwettkämpfe an der neuseeländischen Ostküste...
Am 01. Oktober 2018 brach ich für mein fünf-monatiges Auslandspraktikum nach Neuseeland auf. Meinen Praktikumsbetrieb hatte ich über das Rural Exchange Programme New Zealand (RENZ), einer Partnerorganisation des Deutschen Bauernverbandes, gefunden.
Es handelte sich um einen 3700 ha großen, biologisch bewirtschaftenden Betrieb, der neben 3000 Schafen, 11.500 Lämmern und 600 Rindern zur Fleischproduktion auch rund 200 ha Ackerbau bewirtschaftet. Die Farm lag zum Großteil auf hügeligem Land direkt an der Ostküste. Ein etwa 200 ha großer, durch Pivots bewässerter, Block stellte das Herzstück des Ackerbaus dar.
Neben Futtermitteln zur Überbrückung der Futterknappheit im Sommer und Winter, wurden Fenchel, Weizen und Leinsamen angebaut. Der Fenchel wurde ausschließlich nach Deutschland und die Leinsamen nach Großbritannien exportiert. Vom Weizen wurden zunächst, bei Erreichung des 5-Blattstadiums, die Blätter gemäht, getrocknet und zu Pulver verarbeitet. Dieses Pulver wird zur Einfärbung von Smoothies verwendet, die ebenfalls ausschließlich für den europäischen Markt produziert werden. Später erfolgte noch der Ausdrusch der Körner, bei dem ein Ertrag von 2-3 t/ha erreicht werden konnte. Auf dem Betrieb kamen neben neuer, modernster Technik auch noch alte bewehrte Maschinen zum Einsatz. Dafür, dass der Ackerbau, auf dieser Farm, erst seit fünf Jahren betrieben wird, konnte auf einen beachtlichen Fuhrpark zugegriffen werden.
Mein Hauptaufgabenbereich auf dem Betrieb lag im Ackerbau. Zu meinen Aufgaben zählten Bodenbearbeitung, Aussaat, Pflanzenschutzmaßnahmen, die Pflege von Wiesen und die Ernte von Gras- sowie Leinsamen. Auch der Transport sowie die Einlagerung von Futtermitteln, Weizen und Leinsamen zählten zu meinen Aufgaben. Da es sich bei meinem Praktikumsbetrieb um einen biologisch wirtschaftende Farm handelte, die zu europäischen Standards produzierte, spielte der chemische Pflanzenschutz eine sehr untergeordnete Rolle. Dafür waren mehrmalige, gründliche Bodenbearbeitung sowie der mechanische Pflanzenschutz von großer Bedeutung. Auf diese beiden Aufgabenbereiche entfiel der Hauptteil meiner Arbeitszeit. Dabei konnte ich vor allem im Umgang mit dem Selbstfahrsystem und der kameragesteuerten Hackmaschine neue Erfahrungen sammeln. Besonders der neu gesäte Fenchel, der als Reihenkultur mit 50 cm Reihenabstand gesät wurde, benötigte, aufgrund der langsamen Anfangsentwicklung, viele Pflegemaßnahmen. Unter anderem wurde wöchentlich das Unkraut zwischen den Reihen gehackt und die Erde gelockert um Erosion zu vermeiden sowie das Verhältnis von luft- und wasserführenden Poren aufrecht zu erhalten.
Während meines Praktikums konnte ich auch einige Eindrücke in die Tierhaltung gewinnen. Die neuseeländische Tierhaltung unterscheidet sich grundlegend von der mir bekannten westeuropäischen Tierhaltung. Die Schafe und Rinder verbrachten das ganze Jahr unter freiem Himmel. Eine Fütterung war nur in den trockenen Sommermonaten, Januar und Februar sowie in den kalten Wintermonaten, notwendig. In den ersten Wochen meines Praktikums habe ich einige Erfahrungen im Schwänze kupieren von Lämmern sowie dem Anbringen von Ohrmarken an Lämmern und Kälbern sammeln können.
Die Schwänze wurden aus hygienischen Gründen kupiert, um keinen Nährboden für Insekten und Infektionen darzustellen. Zudem habe ich einiges über Vermarktungsmöglichkeiten und Qualitätsmerkmale von tierischen Produkten gelernt. Es besteht eine Kooperation mit einem Schlachter, der Würste aus Lamm- und Kalbfleisch produzierte, die direkt vom Betrieb an Einzelhandelsketten in der Umgebung vermarktet wurden.
Zudem hatte ich die Gelegenheit an der größten landwirtschaftlichen Ausstellung Neuseelands, der A&P Show in Christchurch teilzunehmen. Einige Firmen stellten ihre Maschinen und Geräten für den Ackerbau und die Viehzucht aus. Daneben wurden Wettkämpfe im Schafscheren, Reiten und Baumfällen ausgetragen. Zumindest das Scheren von Schafen hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen. Neben den Wettbewerben gab es auch Versteigerungen von Wolle und Zuchttieren. Ich konnte einige wissenswerte Informationen über Nutztiere erlernen.
Auf meinen Reisen habe ich viele schöne Orte Neuseelands kennengelernt. Ich habe die meisten Orte der Südinsel bereist und dabei in den Backpacker Hotels viele nette Leute kennengelernt. Auch einige Orte der Nordinsel haben mir sehr gut gefallen. Das die Landwirtschaft der zweit wichtigste Wirtschaftszweig in Neuseeland ist, wurde schnell deutlich. Die grüne Landschaft mit den vielen Tieren hat mir sehr gut gefallen. Die Neuseeländer habe ich als sehr offen und kontaktfreudig kennengelernt. Sie zeichnen sich durch eine große Lockerheit und Einfachheit aus. Allerdings sagte mir die Unpünktlichkeit und die Unzuverlässigkeit weniger zu. >Meine Erwartungen an mein Auslandspraktikum wurden mehr als erfüllt. Ich habe einiges über den Ackerbau und die biologische Produktion von Lebens- und Futtermitteln gelernt. Dass es sich um einen viehhaltenden Betrieb gehalten hat war für mich sehr interessant, da sich die Viehhaltung in Neuseeland stark von der in West-Europa unterscheidet. Mir wurden viele Informationen über Precision Farming, wie sensorgesteuerte Bewässerung, kameragesteuerte Hacktechnik und GPS-gesteuerte Selbstfahrsysteme vermittelt. Zudem habe ich viel über internationale Vermarktungsstrategien gelernt und mich auch persönlich weiterentwickelt. Ich habe gelernt auch in ungewöhnliche Richtungen zur Problembewältigung zu denken. Außerdem habe ich gelernt Kompromisse einzugehen, wenn die Ausgangssituation dies erfordert.