Krassgrün - Elisabeth Hesse

Praktikanten-Blogger

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Elisabeth Hesse

Elisabeth Hesse

Trotz der aktuellen widrigen Umstände schaffte Elisabeth Hesse es, im Mai diesen Jahres ihren Traum vom landwirtschaftlichen Auslandspraktikum in Kanada zu verwirklichen. Schon ihre Mutter schwärmte von der Schönheit des Landes und hält noch Kontakt zu ehemaliger Gastfamilie und Freunden. Nun ist Elisabeth an der Reihe, Land und Leute während ihres sechsmonatigen Aufenthalts auf einer Rinder- und Ackerbauranch kennenzulernen.

Rückkehr nach Kanada: "Kanada ist wenn du beim Abendbrot am Tisch sitzt und aus dem Fenster guckst und ein Reh durch den Garten läuft"

Ich bin Anfang Januar nach Kanada zurückgekommen, nachdem ich den Dezember zu Hause in Deutschland verbracht habe. Ich musste bei meiner Rückkehr nach Kanada wieder zwei Wochen in Quarantäne. Bei meiner Ankunft war es noch nicht extrem kalt, jedoch hatten wir zwei Tage nach meiner Ankunft einen Schneesturm mit starken Schneeverwehungen. 

 

Während meiner Quarantäne sind die Temperaturen dann deutlich gesunken auf -20 bis -30 Grad Celsius am Tag. Das Kälteste, was ich erlebt habe, waren -52 Grad mit Wind. Auf einem Mixbertrieb gibt es auch im Winter immer was zu tun und die Tiere möchten auch bei diesen kalten Temperaturen gefüttert werden. Die Kühe bekommen Gerste in Trögen, Heu und natürlich ordentlich Stroh, um warm darauf zu liegen. Und auch die Pferde müssen jeden Tag gefüttert werden. Die älteren Pferde bekommen noch Heucobs und Pellets zusätzlich zum Heu, um durch den Winter zu kommen. Das Füttern hat dann auch mal den ganzen Vormittag gedauert.

 

Die Kälte in Kanada ist eine andere Kälte, als die Kälte hier in Deutschland. Es ist eine trockenere Kälte und natürlich wird hier auch entsprechend andere Kleidung getragen. Wir hatten bei der Arbeit einen sehr dicken und isolierten Coverall an und zusätzlich isolierte Schuhe und Handschuhe. Den Winter in Kanada zu verbringen, war ein besonderes Erlebnis - von Schneestürmen bis zu Sundogs am Himmel! Ich war einen Tag zum Skifahren am Table Mountain bei North Battleford, Saskatchewan zusammen mit den Töchtern meiner Gasteltern. Das war ein super Tag!

 

Mitte März hat dann die Kalbesaison angefangen. Das war für mich eine sehr spannende Zeit. Wir hatten dieses Jahr Glück und hatten Temperaturen um die 0 Grad am Tag. Jedoch gab es auch im März noch ein paar vereinzelte Schneestürme. An diesen Tagen haben wir die Kühe, die Anzeichen zum Kalben gezeigt hatten in den Stall gebracht und auch die frisch geborenen Kälber wurden mit reingeholt, bis der Stall bis in die hinterste Ecke belegt war. Wir hatten sogar Kälber mit im Büro, um sie vor der Kälte zu schützen!

 

 

Jeden Tag, wenn die Kühe das Getreide bekommen haben, haben wir uns jede einzelne Kuh angesehen und die, die dem Kalben nahe waren, sind in einen extra Pen gekommen, damit wir sie besser überwachen konnten. Auch alle Färsen sind in diesen Pen gekommen, bevor das Kalben losging. Zum Glück hat mein Gastbetrieb eine Kamera, somit konnten wir die Kühe nachts vom Haus aus oder auch vom Büro aus kontrollieren. Ich habe jede Nacht eine Kontrolle übernommen. Ein paar Kühen mussten wir auch bei der Geburt helfen.

 

Als Ostern vor der Tür stand, ist die ganze Familie nach Hause gekommen und wir haben die Ostertage alle zusammen verbracht. Wir haben Kekse gebacken und Eier bemalt und zum Abend gab es ein großes Dinner mit der gesamten Gastfamilie. Anfang Mai haben wir dann mit der Aussaat begonnen. Sobald der Schnee auch in den Hügeln geschmolzen ist, ist in dieser Region die Zeit gekommen, um mit der Aussaat zu beginnen. Bei den Kühen ist es mittlerweile wieder etwas ruhiger geworden. Die ersten 65 Paare haben wir Mitte April mit den Pferden auf die Weide gebracht. An diesem Tag bekamen die Kälber auch ihr Brandzeichen. Die nächsten 75 Paare haben wir Mitte Mai rausgebracht. Ende Mai waren wir dann sowohl mit der Aussaat, als auch mit dem Kalben durch. Jetzt im Juni haben wir auf allen Flächen Herbizide gespritzt. Wir müssen dafür das Wasser erst von einer Quelle holen, die sich ca. eine halbe Stunde entfernt befindet. Hier in Saskatchewan ist es im Juni sehr heiß mit bis zu 38 Grad Celsius. 

 

 

Ausflug nach Jasper und volle Kraft voraus bei der Ernte!

In der zweiten Augustwoche hatte ich mir für ein paar Tage ein Zimmer in Jasper gebucht, da alle gedacht haben, dass wir erst Ende August mit der Ernte anfangen. Jedoch waren die Erbsen und die Linsen auch schon vor meiner Abreise reif, denn durch die hohen Temperaturen und den ausbleibenden Niederschlag ist alles schneller reif geworden. Das war aber gar nicht so schlimm, denn die anderen haben es in der Zeit, in der ich in Jasper war, auch ohne mich geschafft, die Maschinen für die Ernte fertig zu machen.

 

Ich war drei Tage in Jasper und auch dort war alles etwas anders durch Corona, aber anders heißt ja nicht immer schlechter! In Jasper waren also fast ausschließlich Kanadier vor Ort und auch einige Touristen, aber es war nicht so überlaufen, wie man es erwartet hätte – das war sehr angenehm! Auch in ganz Jasper gab es eine Maskenpflicht.

Ich habe eine Rafting-Tour gemacht und bin auf einigen Trails gewandert. Ich bin jeden Morgen früh aufgebrochen, um vor den meisten anderen Leuten da zu sein, was auch geklappt hat. Vom Wasser aus hat man noch eine ganz andere Sicht auf die Berge, als von den Trails aus. An meinem letzten Tag hat es geregnet und es ist am Abend relativ kühl geworden, sodass es auf den Gipfeln der Berge geschneit hat.

 

Auf meinem Rückweg von Jasper besuchte ich für zwei weitere Tage Freunde in Edmonton. Die Städte zu erkunden, ist sicherlich schöner ohne Corona, wenn alles wie gewohnt offen ist und es keine Personenbeschränkungen gibt. Ich war für einen Nachmittag in der Westedmonton Mall, allerdings war vor den meisten Geschäften, in die ich gerne reingegangen wäre, eine lange Schlange mit Personen, die ebenfalls gewartet haben. Und somit war das Vergnügen Westedmonton Mall schnell zu Ende, da ich nicht warten wollte.

Gleich am nächsten Tag nach meiner Rückkehr auf die Farm fing für mich das Abenteuer Ernte an. Wir haben mit zwei Mähdreschern mit 12 Meter Schneidwerk gedroschen. Die Mähdrescher haben auf das Graincard abgetankt und das Graincard hat auf die Semis oder die kleineren Graintrucks abgetankt. Wir haben mit 900 Morgen Erbsen angefangen, dann kamen 1500 Morgen Linsen, 500 Morgen Raps, die vorher in Schwad gemäht wurden, 110 Morgen Hafer, 320 Gerste und 2500 Morgen Durumweizen. Wir haben rund vier Wochen für die Ernte gebraucht und es ist zum Glück nichts Großes kaputt gegangen.

 

Auf den letzten zwei Weizenfeldern haben wir das Stroh für die Strohballen liegen gelassen. Und es war wieder eine neue Erfahrung den Mähdrescher in den Erbsen und Linsen zu fahren, da es doch etwas ganz anderes ist, als Gerste und Weizen zu dreschen. Die Erbsen sind dabei am schwierigsten zu dreschen. Wir hatten immer einen Truck mit einem Wasserfass dabei, da es immer noch sehr heiß und trocken war. Bei einigen Nachbarn ist es sogar zu größeren Bränden gekommen. Wir hatten zum Glück nur zwei ganz kleine Brände am Mähdrescher, die wir schnell löschen konnten und die keinen großen Schaden am Mähdrescher verursacht haben. Auch das Getreide blieb verschont.

 

In dieser Region gibt es ein resistentes Unkraut, das an manchen Stellen sehr dicht stand und sehr grün war und somit auch das Dreschen erschwert hat. Das Spritzmittel hat leider nur an wenigen Stellen geholfen. Am 16. September waren wir mit der Ernte fertig und somit viel früher als in anderen Jahren.

Nach der Ente ist vor dem Maschinen waschen und für den Winter fertig machen. Auch wenn noch einiges zu tun war, wurde es nach der Ernte insgesamt etwas ruhiger auf der Farm. Jedoch musste direkt nach der Ernte noch das Stroh gepresst werden und anschließend haben wir alle Heu- und Strohballen mit Trailern hinter einem Semi und einem Truck nach Hause geholt. Am Ende hatten wir 700 Strohballen, dabei sollten es eigentlich nur 400 werden. Damit hat das Einholen der Strohballen mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant.

 

Im November bin ich wieder zurück nach Deutschland gekommen. Ich habe viele spannende Sachen erlebt und meine Zeit in Kanada war - trotz den manchmal schwierigen Umständen durch Corona - sehr schön.

Update aus Kanada – von Heuernte & Stachelschweinen

Endlich möchte ich euch mal wieder ein Update aus Kanada schicken. Im Juni und Juli waren wir größtenteils mit Instandhaltungsarbeiten beschäftigt. Wir haben gestrichen, geputzt und aufgeräumt.

Daneben haben wir auch Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Dazu wurden die Zwillingsreifen von der Spritze abgenommen und dafür Reihentrenner an die Reifen angebracht. Um vor allem in den Erbsen weniger Schaden anzurichten. Das war für mich neu, die Reihentrenner habe ich vorher noch nicht gesehen.

 

Wenn die Zeit es zu lies, haben wir mit den Pferden die Kühe auf der Weide kontrolliert. Für mich war überraschend zu sehen, dass in einem der kältesten Länder Kakteen wachsen und in voller Pracht blühen.

Außerdem gibt es hier in Kanada Stachelschweine. Manchmal sind die Kälber oder die Färsen zu neugierig und enden mit Stacheln in ihrem Maul. Diesen Fall hatten wir einmal in diesem Sommer. Die Färse wurde mit Rope und Pferd eingefangen und behandelt. Dazu wurden die Stacheln mit einer Pinzette heraus gezogen und erhielt eine Spritze mit etwas Entzündungshemmendem.

 

Mitte Juli kündigte sich die Heuernte an. Auch die ist anders als bei uns. Denn hier wird kein Dünger aufs Grünland ausgebracht und es gibt nur einen Schnitt.

Das Gras wurde mit dem Swather/ Schwadmäher und einem Grasschneidwerk gemäht. Nach ein paar Tagen wurde dann das Heu gewendet und zwei Schwadreihen wurden zu einer zusammen gerecht. Die Ballenpresse ist die meiste Zeit zeitnah hinter dem Heuwender her gefahren. Sodass wir mit dem Heuwender und der Ballenpresse auf dem gleichen Feld waren. Neben Rundballen haben wir auch 250 kleiner Quaderballen gepresst, die wir direkt hinter der Presse eingesammelt haben. Das einsammeln der Ballen musste schnell gehen, da sich Regen angekündigt hatte.

Ende Juli waren wir komplett mit der Heuernte fertig und ich habe ein Wochenende am Claerwater Lake verbracht. Der Sommer hier ist unglaublich heiß. Wir hatten einige Tage um die 37 Grad. Somit war das Wochenende am See eine schöne Abkühlung. 

 

Ich halte euch weiter auf dem Laufenden, viele Grüße aus Kanada!

 

 

 

# 1 Ankunft in Saskatoon

oder: "Die Dinge nehmen, wie sie kommen"

Dieses Jahr steht der Aufenthalt wohl unter der Devise: „Die Dinge nehmen wie sie kommen“.

Durch Corona hat sich mein Abflug leider um fast zwei Monate verschoben. So bin ich statt am 19. März, am 11. Mai nach langem Bangen endlich ins Abenteuer Kanada gestartet.

Mitten in der Nacht bin ich, nach einem langen Flug von Frankfurt nach London, von London nach Vancouver und von Vancouver nach Saskatoon, an meinem Zielflughafen angekommen. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch eine zweistündige Autofahrt bis zur Farm meiner Gastfamilie vor mir. Gefühlt besonders seltsam: durch Corona musste ich in einem separaten Auto meiner Gastfamilie bis zur Farm folgen! Dort angekommen bin ich sofort in den mir zur Verfügung gestellten Trailer, um dort meine 14-tägige Quarantäne zu absolvieren.

Nach den 14 Tagen konnte ich dann ausgeruht in den Alltag starten. Als erstes bin ich von dem Trailer in ein Haus gezogen, in welchem die Arbeiter und Praktikanten wohnen, gezogen.

 

Ich arbeite nun auf einer Farm mit 8000 Acres, also einer 3237 Hektar großen Farm mit Rindern. Die Farm befindet sich in der Nähe von Elrose, Saskatchewan.

Durch die Quarantäne und meine verspätete Ankunft habe ich vom Kalben und der Aussaat leider nur noch den kleinen letzten Rest mitbekommen. Aber selbst der Rest war ein unbeschreibliches Erlebnis.

Meine ersten Eindrücke haben bestätigt was ich eigentlich schon wusste, aber es zu sehen ist doch etwas Anderes. Hier ist eben alles etwas größer. Und Saskatchewan hat nicht umsonst den Namen „Land of the Living Skies“.

Nun ist es auf der Farm etwas ruhiger geworden. Die meisten Kühe sind mit ihren Kälbern auf der Weide und auch die Bullen dürfen raus. Und die Aussaat ist beendet. Jedoch haben wir zwei Flaschenkälbchen und auch sonst wird es nicht langweilig, da nun neben den alltäglichen Arbeiten - wie Kälbchen, verbleibende Kühe und Arbeitspferde füttern - Instandhaltungsarbeiten anfallen und alles aufgeräumt wird. Und natürlich darf ich die regelmäßige Kontrolle der Rinder mit den Pferden nicht vergessen! Dies ist für mich etwas ganz besonderes, da ich zu Hause auch mein eigenes Pferd habe und die Aufgabe somit fast ein bisschen zu Hause ist.

Ich durfte auch schon beim Treiben der Rinder helfen, hierbei wurden die Rinder auf der einen Weide in einen Corral (dt. Fanggehege) getrieben und sortiert. Die Färsen und 6 Kühe mit ihren Kälbern wurden auf eine angrenzende Weide gebracht und der Rest in einen Truck verladen. Diese Rinder wurden zu der anderen Herde auf der größeren Weide gefahren. Auch das Rausbringen der Bullen war ein besonderes Erlebnis. Diese wurden ebenfalls mit Hilfe des Trailers zur Weide gefahren und dann mit den Pferden zu den Kühen getrieben.

Ich bin gespannt, was ich die nächsten Monate noch auf der Farm erleben werde und freue mich riesig!