Krassgrün - Neues aus Uganda

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Neues aus Uganda

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Leben und Arbeiten und dabei noch Land und Leute entdecken!

Wie das geht, und v.a. wie das aussieht, erfahrt ihr hier.

Rinderzucht und -haltung in der Region Ankole

Ein Bericht von Hendrik Wallrichs

In Ankole, einer Region im Westen Ugandas, hat die Rinderhaltung einen besonderen Stellenwert. Das Landschaftsbild ist durch grasende Kühe gekennzeichnet und die Kultur ist stark von der Viehhaltung geprägt. Die Menschen fühlen sich ihren Tieren sehr verbunden und pflegen daher auch viele Traditionen. Darunter zählen z.B. Milchlagerung und -verarbeitung in traditionellen Behältnissen und das Treiben und Hüten der Rinder mit einem speziellen Stock.

 

Die Milchproduktion ist eine wichtige Einkommensquelle in der Region. Auf den meisten Farmen wird noch mit der Hand gemolken. Diese Betriebe sind somit energieautark. Gleichzeitig mit dem Melken, werden auch die Kälber versorgt: Sie werden nach dem Melken an die Euter ihrer Mütter gelassen und trinken die restliche Milch. Danach werden Mutter und Kalb wieder in unterschiedliche Bereiche getrennt.

 

 

Die Milch wird überwiegend in Milchkannen, mit einem Fassungsvermögen von 50 Litern, gesammelt und von Milchtransportern abgeholt. Die Milchtransporte finden entweder per LKW oder auch per Motorrad statt. Die Milch wird von den Fahrern weiter an Molkereien und Verarbeiter verkauft.

Die ursprünglichen Rasse der Region ist das Ankolerind. Diese Rasse unterscheidet sich in erster Linie durch ihr außergewöhnlich starkes Hornwachstum von anderen. Die Farbe der Tiere ist in den meisten Fällen ein kastanienbraun, in der Rinderzucht als rot bezeichnet. Die extrem großen Hörner sind in weißer Farbe gewünscht. Die Identifikation mit dem heimischen Rindvieh ist in der Region stark zu spüren. Die Milchleistung ist sehr gering, doch sie werden von vielen Familien gehalten.

 

 

In den 1980er Jahren wurde mit dem Zukauf und der Einkreuzung der Milchviehrasse „Holstein Frisian“ begonnen, um die Milchleistung der Kühe zu verbessern. Heute sind viele Kühe dieser Rasse zu finden, die einen starken Milchcharakter haben. Es sind jedoch auch heute noch viele Kreuzungen der ersten Generationen zu finden, die die Merkmale beider Rassen haben, Holstein Frisian und Ankole. Die deutlich größeren Hörner, das Skelett und die Farbzeichnung des Fells lassen es schnell erkennen, dass Merkmale beider Rassen verankert sind. Dies spiegelt sich auch oft in der Milchleistung wider. Die Kreuzungen der ersten Generationen haben oft eine geringere Milchleistung als eine Holstein Frisian Kuh. Doch es wird von den Landwirt*innen oft auf die deutlich stärkere Resistenz gegen Umwelteinflüsse, wie z.B. Krankheiten verwiesen.

 

Die Art des Zusammenlebens wird auch bei der Tradition des Verschenkens von Rindern deutlich. Es ist üblich, dass eine Kuh oder Rind verschenkt werden kann. Der Beschenkte gibt dann ein Tier zurück, nachdem zweimal Nachkommen bei ihm auf der Farm geboren wurden. Dieser Ausgleich stellt das Gleichgewicht wieder her und gibt gleichzeitig die Chance, die Herde weiter aufzubauen. Dieses Ritual spielt z.B. bei Hochzeiten eine besondere Rolle. Es wird ein Brautpreis von der Familie des Bräutigams an die Familie der Braut gezahlt, der zwischen 12 und 15 Kühe beträgt.

 

 

Die Rinderhaltung, das Selbstverständnis der Menschen und die kulturelle Prägung der Region Ankole sind einzigartig und spiegeln die Verbindung zu den Vorfahren und zur Natur wider. Es ist schön, beobachten zu dürfen, wie die Traditionen von Generation zu Generation weitergegeben und gepflegt werden.

Wie wird Kaffee in Uganda angebaut?

Ein Bericht von Sebastian Czub

Die Landwirtschaft in Uganda unterscheidet sich nicht nur komplett von der in Deutschland, sondern bietet aus meiner Perspektive mit Kulturen wie Kaffee eine enorme Vielfalt. Es leben nahezu vier Millionen Familien vom Kaffee-Anbau in Uganda. Das Land hat einen geringen Eigenkonsum und exportiert dafür größtenteils den Kaffee. Die Hauptabnehmer sind neben dem Sudan europäische Länder wie Spanien, Frankreich und auch Deutschland. Man unterscheidet beim Kaffeeanbau in die zwei Hauptsorten Robusta und Arabica.

 

Auf der Kinene Mixed Farm wird größtenteils Robusta Kaffee auf 5 acre (2 Hektar) angebaut. Ich durfte die letzten 3 Monate auf der Farm mitarbeiten. Die Kinene Farm ist ein gemischter Betrieb in Kakuuto im Kyotera District im Süd-Osten des Landes. Neben Kaffee werden noch Kochbanane, Tomaten, Brokkoli und Passionsfrucht angebaut. Als zusätzliches Standbein werden Ziegen, Schweine und eine lokale Hühnerrasse gehalten. Der „Cash Crop“ der Farm und damit das finanzielle Rückgrat ist jedoch der Kaffee.

 

 

Kaffee nach der Ernte
Trocknung in der Sonne

Als ich Anfang August auf die Farm gekommen bin, befand sich Uganda in der Trockenzeit. Der maßgebende Unterschied in der Landwirtschaft zwischen Uganda und Deutschland sind die klimatischen Bedingungen. Während in Deutschland die Temperaturen zwischen Sommer und Winter schwanken, bleibt der Winter hier komplett aus. Über das Jahr hinweg hält sich eine konstante Temperatur von etwa 25 Grad. Man unterscheidet in Uganda in zwei Trockenzeiten und zwei Regenzeiten, die jeweils drei Monate im Wechsel über das Jahr verteilt sind. Erst diese klimatischen Bedingungen ermöglichen den Anbau von Kaffee.

 

Zu Beginn im August, also zum Ende der Trockenzeit, waren die Kaffeekirschen erntereif. Wir haben den Kaffee auf meiner Farm von Hand geerntet. Insgesamt konnten wir 834 kg Kaffee-Bohnen ernten. Anschließend haben wir die Bohnen in der Sonne innerhalb von einer Woche getrocknet und dann in der naheliegenden Stadt Kakuuto schälen lassen. Die rohe, noch nicht geröstete Bohne, wird dann an einen Exporteur zu einem Preis von 7.300 Schilling/kg (ca. 1,94€) weiterverkauft. Nach der Kaffeeernte beginnt die Regenzeit und neue Blüten sprießen, welche dann neue Früchte für die kommende Trockenzeit bringen. Das heißt: Es gibt zwei Erntezeiten im Jahr, jeweils in der Trockenzeit. Der Jahresniederschlag liegt zwischen 1.000-1.500 mm, der sich auf die 6 Regenmonate verteilt. Daher wachsen die Unkräuter und Geiltriebe sehr schnell. In dieser Zeit sind die Kaffeebauern daher mit Bodenbearbeitung und Zurückschneiden der Triebe beschäftigt. Beim Zurückschneiden sollte man darauf achten, dass der Baum buschig aus drei Haupttrieben bis zu 2m wächst. So lässt sich ein größtmöglicher Ertrag realisieren.

 

 

Blütezeit
Kaffeekirschen

Die Hauptpflanzenkrankheiten, mit denen wir auf der Farm zu kämpfen haben, sind der „Coffee Leaf Rust“, „Coffee red blister disease“ (CRBD) und „Coffee brown eye spot disease“. All diese Krankheiten sind typische Pilzkrankheiten, die auf konventionellen Betrieben mit kupferhaltigen Fungiziden gespritzt werden. Neben resistenten Sorten können Bio-Betriebe auch mit einem guten Pflanzenmanagement durch Zurückschneiden kranker Triebe, Blätter oder Früchte die Krankheiten kontrollieren.

 

Mir persönlich hat der Austausch mit IYFEP super viel Verständnis über die komplette Kaffee-Wertschöpfungskette gegeben. Zudem wurde mein Blick auf meine Tasse Kaffee am Morgen in Deutschland geändert. Und darüber hinaus konnte ich noch sehr viele prägende kulturelle Erfahrungen machen, die meine Perspektive auf unser globales System nachhaltig verändert haben. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, die mir gegeben wurde und werde Uganda jetzt schon vermissen.

 

 

Rohkaffee, der verkauft wird

Agribusinesstour UNYFA in Uganda (Juni 2022)

Ein Bericht von Jan-Bernd Marquering

Die achte Agribusiness Tour, organisiert von der Young Farmers Federation of Uganda (UNYFA) fand vom 19. bis zum 24. Juni statt. Wir als deutsche Austauschteilnehmende hatten das Glück von der Organisation dazu eingeladen zu werden. Nachdem wir uns auf dem UNYFA Gelände in Kampala getroffen haben, machten wir uns mit etwa 30 weiteren begeisterten Jungelandwirt*innen los in Richtung Fort Portal. Ziel der Tour war es, die vielfältige Landwirtschaft in Uganda zu erleben und Anregungen für die eigenen Betriebe zu finden. 

 

Die erste Farm war die Avail Farm, eine sehr schöne Farm, viel Grün und sehr gepflegt- ein Platz zum Wohlfühlen. Auch diese Farm hat bereits jemanden aus Deutschland gehostet. Das 22-köpfige Mitarbeiterteam beschäftigt sich mit dem Anbau von Gemüse. Neben Tomaten werden unter anderem auch Erdbeeren, Gurken und Frühlingszwiebeln angebaut. Wichtig bei dem Anbau: die Pflanzen werden so gewählt, dass eine Symbiose entsteht und sich die Pflanzen gegenseitig unterstützen anstatt miteinander in Konkurrenz zu treten. Nachdem das Projekt 2012 gestartet wurde, werden heute zudem noch eine Nursery (Baumschule) betrieben, ein Trainingscenter sowie Agrotourismus. Ganz nach dem Motto, “we innovative a better way”, versuchen die Farmleiter ihr Wissen zu teilen und an Landwirt*innen weiterzugeben.

 

 

Die nächste Farm hat sich rund um das Thema der Black Soldier Fly beschäftigt. Dieses Thema ist schon ein großes Ding im Nachbarland Kenia, mittels der Soldatenfliege Essensreste und altes Obst in ein hochwertiges Futtermittel zu verwandeln. Das Prinzip dabei ist, die Soldatenfliegen in einem Fliegennetz zu halten, nach einer bestimmten Zeit legen diese Eier, die von den Mitarbeiter*innen gesammelt werden. Diese Eier werden nun in ein Substrat abgelegt und daraus entwickeln sich die Larven der schwarzen Soldatenfliege. Diese Larven haben einen echt großen Hunger und verwerten so das Substrat aus Abfällen innerhalb von 14 Tagen, bis die Larven “geerntet werden” können. Nachdem die Larven etwa bis zu einer Größe von 2- 2,5 cm heranwachsen, werden sie getrocknet und zu Tiermehl verarbeitet. Das resultierende Futter besitzt mit 40 % Protein und 38 % Fett sehr hohe und hochwertige Inhaltsstoffe. Die Ausscheidungen der Maden können sehr gut als Dünger für die Pflanzen benutzt werden. Das Schöne bei der ganzen Sache, das Substrat wird von Kindern aus Kampala gesammelt, die sich so ein wenig Geld verdienen können.

Nach der Führung ließen wir den Abend am Lagerfeuer und bei einem kühlen Getränk ausklingen. Neben dem Austausch von Erfahrungen hatten wir Teilnehmenden aber auch eine Menge Spaß.

 

 

Am nächsten Morgen ging es um 8 Uhr weiter. Auf dem gleichen Gelände, bei der Makerere Universität Kampala, bekamen wir einen Vortrag von der Organisation Curad. Die Vision von Curad ist, Landwirt*innen mit dem Know-How von Marketing, Business Führung und Vermarktung zu unterstützen. So kann sich der*die Landwirt*in an die Organisation wenden, diese nimmt die Vorstellungen des*der Landwirt*in auf und versucht diese an allen Punkten zu verbessern. Beispielsweise waren sich viele Landwirt*innen in der Gruppe einig, dass man in Uganda sehr gute Produkte (Rohmaterial) produziert, diese am Markt aber nur schwierig platziert bekommt und die Wertschöpfung andere, größere Unternehmen übernehmen. Zudem unterstützt die Non-Profit Organisation die Landwirt*innen in der Bereitstellung von Gebäuden, Internet, Technik und Einrichtungen, um potenzielle Kunden zu treffen.

 

Kaffee darf natürlich in diesem Programm nicht fehlen. Daher hilft auch hier Curad den Landwirt*innen weiter. Dabei können die Landwirt*innen das Rohmaterial, also die getrockneten Kaffeebohnen, mit zur Rösterei bringen. Nachdem der Kaffee gewogen wird, die Bohnen in die richtigen Größenkategorien eingeteilt und die Feuchtigkeit gemessen wird, kann mit dem Rösten begonnen werden. Dies wird mit einer großen modernen Maschine aus Deutschland gemacht. Anschließend kann man entscheiden, ob der Kaffee gemahlen oder eher in ganzen Bohnen verkauft werden soll. So haben wir die gesamte Wertschöpfungskette Kaffee, vom Rohmaterial Bohne über die Rösterei bis zur Vermahlung gesehen. Als kleines Präsent gab es zum Abschluss für jeden Teilnehmenden eine kleine Packung frisch gerösteten, guten Kaffee.

 

 

Anschließend ging es zu der familiengeführten Namulonge Farm, deren Motto ist “we aspire to inspire”. Auf dem großen landwirtschaftlichen Gelände wurden ursprünglich in mehreren Ställen Hähnchen gemästet, nun hält der Betriebsleiter etwa 30 Kühe. Die Kühe werden mit Maissilage, Elefantengras und Bohnen gefüttert und bekommen dazu noch Kraftfutter.  Für einen Liter Milch erhält der Landwirt etwa 1500 UGX, was umgerechnet etwa 39 Cent sind. Ziel des Landwirtes ist es unter anderem, die Rasse Holstein Friesian in Uganda zu vermehren. Interessanterweise werden in Uganda Kühe bevorzugt, die ein dunkles Fell haben, da diese besser vor der Sonne geschützt sind.

 

 

Nun ging es zu Matia. Matia ist ein junges Mitglied der UNYFA und ebenfalls ein Absolvent des IYFEP-Programms. Der junge Landwirt arbeitet zudem als Tierarzt und zeigt allen Landwirt*nnen, dass man mit viel Arbeit und Herzblut sehr erfolgreich Landwirtschaft in Uganda betreiben kann. Angefangen hat er mit 100 Hähnchen in einem kleinen Schuppen. Mittlerweile hat er sich zusätzlich an einem anderen Standort niedergelassen und hält dort Schweine und hat eine 2-jährige Kaffeeplantage. Als er diesen Standort vor wenigen Jahren aber gekauft hat, stellte er kurze Zeit später bedauernd fest, dass es sich um ein Sumpfland handelte. Dennoch sagte er sich, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Durch mühsame Arbeit baute der junge Landwirt mit der Hilfe von Kolleg*nnen ein Grabenentwässerungssystem und kann nun seine Plantage bestehend aus Kaffee und Bananen pflegen. Als Matia sich, seine Frau und seine Farm vorgestellt hat, hebt er immer wieder hervor, dass es nicht sein Werk alleine war. Während der Zeit in Deutschland und auch jetzt hilft seine Frau ihm immer sehr und ist bedeutend am Erfolg der beiden beteiligt. Zudem berichtet er den restlichen Landwirt*nnen, wie sehr ihn die Zeit in Deutschland geprägt hat und dass es ihn motiviert hat, in Uganda erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben. Abschließend durften einige Mitglieder der UNYFA und auch wir Deutsche, Bäume in der Plantage pflanzen, als Erinnerung dass ihn UNYFA besucht hat. Den Abend haben wir wieder in einer netten Runde ausklingen lassen.

 

 

Heute ging es in den Westen Ugandas. Dort konnten wir sehen, wie im großem Stil Macadamia angebaut wird. Für die, die nicht wissen, was Macadamia ist oder es nur als Eissorte kennen, Macadamia ist eine Steinfrucht und ähnlich wie eine Walnuss. Zudem schmeckt sie auch super und wächst an mittelgroßen Bäumen. Der Betrieb, den wir besucht haben, ist im Jahr 2002 gestartet und erweitert die Bestände mit Macadamia-Bäumen kontinuierlich. So zählt der Betrieb heute rund 700 Acer auf dem Macadamia-Bäume stehen. Die Bäume haben eine Lebensspanne von 80-90 Jahren, das bedeutet, wenn man sie einmal pflanzt, kann man lange von ihnen ernten. Auf einem Acer stehen etwa 50 Bäume. Die Produzenten ermutigen die Landwirt*innen auch Macadamia-Bäume zu pflanzen und sprachen zugleich vom braunen Gold. Die Sorgen  der Landwirt*nnen, dass diese Frucht aufgrund klimatischer Bedingungen in anderen Teilen Ugandas nicht wächst, konnten die Produzenten nehmen und beschreiben die Steinfrucht als äußerst widerstandsfähig.

 

 

Um die Agribusiness Tour mit einem schönen Erlebniss abzuschließen, sind wir mit dem Bus zu einem Berg gefahren und konnten diesen erklimmen. Die Aussicht von dort war super und wir hatten einen Blick auf viele schöne Seen und konnten nochmals Uganda in seiner vollen Pracht erleben. Außerdem sind wir noch zu einem kleinen Wasserfall gewandert, an dem man sich gut abkühlen konnte. Es war wirklich schön, Teil dieser Gruppe zu sein. Wir haben viel gesehen, erlebt und verstehen die Landwirtschaft Ugandas durch diese aufregende Zeit wohl noch ein Stück weit besser. Mein Fazit: Ein voller Erfolg!

 

 

Pauline Eitelberg auf der Frank Farm Estates

Hallo, mein Name ist Pauline und ich mache derzeit ein Praktikum auf der Frank Farm Estates in Uganda. Die Farm liegt im Süden Ugandas, im District Sembabule, etwa 1 ½ Stunden Fahrzeit von der nächst größeren Stadt, Masaka, entfernt. Auf der Farm leben ca. 1100 Kühe. Es gibt vier verschiedene Rassen: Holstein Friesians, Longhorned Ankole cattle (eine einheimische Rasse aus Uganda) und Boran-Braham Kreuzungen. Die 130 Holstein Friesians werden für die Milchproduktion verwendet. Dabei wird der größte Teil der Milch an eine Molkerei verkauft. Lediglich ein kleiner Teil wird von der Familie direkt verzehrt oder zu Joghurt für den Eigenbedarf verarbeitet. Die Longhorned Ankole cattle und die Boran-Braham dienen der Fleischproduktion. Meine Lieblingsrasse sind definitiv die Longhorned Ankole Cattle. Es sind sehr beeindruckende Tiere mit ihren großen Hörnern und einem ruhigen, freundlichen Wesen. Neben den 1100 Kühen leben auf der Farm ca. 320 Ziegen, die ebenfalls der Fleischproduktion dienen. Um die Tiere zu versorgen wird Mais und Elefantengras angebaut. Seit diesem Jahr hat die Frank Farm zusätzlich damit begonnen Gemüse für den Verkauf anzubauen. Angefangen mit Möhren und Tomaten, soll der Gemüseanbau zukünftig unteranderem durch den Anbau von Zwiebeln erweitert werden. Für den Eigenbedarf hat die Farm außerdem eine Bananenplantage und baut Cassava und Bohnen an.

 

Zu meinen täglichen Aufgaben auf der Farm gehört unteranderem das Melken der Kühe, natürlich mit der Hand. Die Kühe werden von insgesamt zehn Mitarbeitern gemolken und es dauert ca. drei Stunden. Die Milch wird dann von einem Boda Boda (Motorrad) abgeholt. Neben dem Melken helfe ich bei allen anfallenden Arbeiten mit. Dazu gehört beispielsweise das Pflanzen von Elefantengras, das einsprühen der Kühe gegen Zecken oder das Füttern der Kälber. In den letzten Tagen haben wir damit begonnen den Mais zu silieren.

 

Da wir das Tomatenfeld erst zu Beginn meines Praktikums angelegt haben, helfe ich auch da viel mit. Anfangs habe ich gemeinsam mit den Mitarbeitern die Pflanzen eingepflanzt und jetzt helfe ich beim Wässern oder Dünger. Es ist unglaublich wie schnell die Pflanzen hier wachsen. Allerdings stellt das trockene und warme Wetter, was trotz Regenzeit herrscht, eine große Herausforderung für den Anbau dar. Zudem liegt die Farm in einem eher trocknen Gebiet Ugandas. Um das schnelle Austrocknen des Bodens zu verhindern, haben wir den Boden um die Pflanzen herum mit trockenem Gras abgedeckt.

 

Die größte Herausforderung bei der Arbeit ist, neben dem warmen Wetter, die Sprachbarriere. Bis auf den Farmmanager sprechen die meisten Arbeiter nur einheimische Sprachen wie Luganda oder Runyankole und verstehen nur vereinzelt englische Wörter. Zwar lernt man mit der Zeit sich trotz der Sprachbarriere zu verständigen, dennoch treten oft Missverständnisse auf und Fragen bleiben unbeantwortet. Auch die Arbeitsweise ist sehr verschieden zu der deutschen. Für pünktliches Erscheinen wird man oft belächelt und es gibt keine feste Arbeitsroutine. Das heißt, man muss immer wieder nachfragen, was zu tun ist und wo man helfen kann. An manchen Tagen hat man viel tun und wird gut in die Arbeit eingebunden. Es gibt aber auch Tage an denen man wenig zu tun hat. Es braucht Zeit, bis man sich an die neue Situation und den Alltag gewöhnt hat. Und auch die Arbeiter brauchen Zeit um sich an die Situation mit einem Praktikanten zu gewöhnen. Grade als Mädchen wird einem Anfangs vieles nicht zugetraut und man wird nur wenig in die Arbeit mit eingebunden. Mit der Zeit wurde ich aber sehr herzlich von den Arbeitern aufgenommen.

 

An den Wochenende besuche ich meist die anderen Praktikanten auf ihren Farmen oder wir machen gemeinsame Ausflüge, wie zum Beispiel eine Safari. Spontane Tagesausflüge sind eher nicht machbar, da die Farm ziemlich abgelegen ist und es dementsprechend auch keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Daher verbringe ich die Wochenenden, wo wir keinen gemeinsamen Ausflug machen, auf der Farm und arbeite. Da die Tiere auch am Wochenende versorgt werden müssen, gibt es auch immer was zu tun. Außerdem bekommt man so einen guten Einblick vom Alltag und die Mitarbeiter werden aufgeschlossener, wenn man viel Zeit auf der Farm verbringt.

 

Im Großen und Ganzen ist es für mich eine tolle und lehrreiche Zeit, die ich nie vergessen werde.

 

Elisabeth Licht: Ein überwältigender Empfang, Gastfreundlichkeit und erste Herausforderungen

Mit einem überwältigenden Empfang aus Tanz und Musik wurde ich von den Schulkindern der MST Junior School, die direkt an die One Acre Unlimited Farm angegliedert ist, begrüßt. Danach lernte ich endlich meine Gastfamilie kennen. Meine beiden Gasteltern Washington und Emma sorgten ab der ersten Minute mit ihrer Gastfreundlichkeit und ihrem Humor dafür, dass ich mich gut aufgehoben fühlte.

 

In den ersten Tagen auf der Farm lernte ich meine Kolleg*innen kennen. Ihnen habe ich mich angeschlossen, um in den Alltag hineinzuschnuppern und habe beispielsweise dabei geholfen die Tiere zu versorgen oder die Ställe zu säubern. Da die Farm, wie der Name schon verrät, nur einen Acre groß ist, bekommt man realtiv schnell einen groben Überblick über die verschiedenen Arbeitsbereiche. Eine Woche nach Ankunft sind wir zusammen mit einigen Schüler*innen für mehrere Tage zu einer Messe nach Kampala, Ugandas Hauptstadt, gefahren. Diese ist speziell für Kleinunternehmer und Farmer aus dem Königreich Buganda, also der Region, aus der auch die Familie kommt und die One Acre Farm liegt. Dort wurde ein 5 Monate altes Schwein und unsere Insektenzucht vorgestellt. Viele der Leute haben ungläubig die (große!) Größe des Schweins bewundert, andere waren wie hypnotisiert von den Fliegenlarven und dass diese an unsere Tiere verfüttert werden. Unser Stand war immer gut besucht und es hat sehr viel Spaß gemacht mit den Schulkindern dort zu sein.

 

In meiner Anfangszeit habe ich einen biologischen Dünger aus Rindergülle, Wasser, Asche, Molasse, Hefe und Milch zusammengemischt, den wir einen Monat fermentieren lassen, um ihn schließlich auf den Matooke Plantagen auszubringen. 

Außerdem haben wir in den letzten Wochen auf der Farm Tomaten- und Zwiebelsetzlinge umgetopft. Um sicherzustellen dass die Erde keine Krankheitserreger enthält, haben wir diese mit einem biologischen Pestizid getränkt. Spannend war auch die Geburt eines Ferkels vor einigen Tagen. Da die Sau keine Milch gibt, füttern wir die 18 Ferkel alle 3 Stunden von Hand mit einer Mischung aus Kuhmilch und Schwein-spezifischen Enzymen. 

 

Matooke, eine Kochbananenart ist in der Central Region von Uganda übrigens sehr verbreitet und wird bei uns fast jeden Tag zum Abendessen serviert. Seitdem ich hier bin, habe ich schon die ein oder andere Speise probiert, die ich zuvor noch nicht gekannt habe. Meine Gastfamilie bringt mir oft Früchte oder andere ugandische Spezialitäten mit, die ich zum allerersten Mal probiere. Jedes Mal bin ich von Neuem begeistert, wenn ich eine frisch geerntete Mango vom Schulhof esse. Das Essen ist wirklich sehr lecker und wird hier für alle aus frisch geernteten Zutaten zubereitet.

 

Natürlich läuft aber auch hier nicht alles perfekt. Gerade in der Anfangszeit habe ich ein bisschen Zeit gebraucht, mich in den neuen Alltag einzuleben. Eine besondere Herausforderung war auch die Arbeit im warmen, tropischen Klima. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und verstehe mich super mit meinen Kolleg*innen auf der Farm. Sie sind sehr interessiert an Deutschland, dem Wetter, den Tieren und so stehen wir immer in einem regen Austausch miteinander: Es wird einem nie langweilig! Auch die Lehrer*innen der Schule sind sehr offen und freundlich. Mit ihnen sitze ich oft auf dem Schulhof im Schatten eines Obstbaums und unterhalte mich über Gott und die Welt, wie man so schön sagt. Seit neuestem hat die Schule zwei Volleybälle, weshalb gerade täglich der Nachmittag zum Volleyball spielen genutzt wird. Meine vier Gastgeschwister, mit denen ich mich ebenfalls gut verstehe, geben mir immer einen Anlass, herzlich zu lachen. Meine Gastfamilie hat mich vollständig in ihr Familienleben integriert und ich bin unendlich dankbar für alle Menschen, die meinen Aufenthalt schon jetzt zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Ich freue mich sehr auf die nächsten Wochen!

 

Carolin Grau auf der Frank Farm Estates

Franks Farm Estate ist eine Farm, die sich auf die Rinderzucht spezialisiert hat und sie liegt in einer ländlichen Gegend im Süden Ugandas, in der Nähe der Stadt Sembabule. Auf ungefähr 900 ha leben insgesamt 1200 Rinder. Die vier Hauptrassen auf der Farm sind Holstein-Friesians, Ankole, Boran und Braham Rinder. Die Farm wird als Familienbetrieb bewirtschaftet, wobei vier Brüder sich die Leitung des Betriebes teilen. Diese wohnen jedoch nicht in der Nähe der Farm, sondern kommen gelegentlich am Wochenende vorbei. Direkt auf der Farm lebt ihre Mutter Jovia, mit der ich auch zusammengewohnt habe. Zudem wohnen auf der Farm ca. 50 Mitarbeiter*innen, die als Kuhhirten, fürs Melken, zum Zäune bauen oder für sonstige Tätigkeiten zuständig sind. Außerdem gibt es eine kleine Bananenplantage für den eigenen Konsum und seit diesem Jahr wird 14 ha Mais für die Silageherstellung kultiviert. Am beeindruckendsten waren für mich die Ankole-Rinder. Ihre großen Hörner ermöglichen den Tieren einen Temperaturausgleich, wodurch sie optimal an die klimatischen Bedingungen angepasst sind. Zudem haben die Ankole-Rinder in Uganda einen besonderen gesellschaftlichen Wert. So stehen sie für Reichtum und werden beispielsweise als Mitgift bei Hochzeiten den Eltern der Braut geschenkt.

 

 

 

Der größte Unterschied zu einem deutschen Betrieb liegt in der Mechanisierung. Anstatt das Maisfeld maschinell zu besprühen oder die Kühe mit der Melkmaschine zu melken, erfolgte dies auf meiner Farm manuell. Zudem gibt es auf der Farm keinen Kuhstall. Die Rinder sind das ganze Jahr über auf der Weide und werden von den Kuhhirten zu den Futterstellen, Wasserlöchern, zum Melken oder zum Besprühen getrieben. Einmal in der Woche werden alle 1200 Rinder gegen Zecken und andere Ungeziefer besprüht. Dies ist besonders bei den Holstein-Friesians wichtig, da diese anfälliger gegenüber Ungeziefer sind im Vergleich zu den einheimischen Rassen. Morgens und abends werden die 130 Milchkühe mit der Hand gemolken. Hier unterstützte ich beim Melken, kontrollierte durch das Abwiegen der Eimer die Milchmenge der einzelnen Kühe oder trieb die Herden zurück auf die Weide. Nach dem Melken wird die Milch auf der Farm landestypisch mit dem effizientesten Verkehrsmittel in Uganda abgeholt, dem Boda Boda. Dafür wird die gesamte Milch in Kanister abgefüllt und dann auf das Boda Boda verladen. Dies hat mich am Anfang besonders beeindruckt, da ich nie gedacht hätte, dass es mit 300kg Zusatzgewicht noch fahren kann.

 

 

 

Ich fand es eine besondere Erfahrung, so herzlich in einer Familie aufgenommen zu werden, ein Teil von ihr zu sein und mehr über die Kultur zu erfahren. Nachmittags genossen Jovia und ich oft selbstgemachten traditionellen Joghurt von der Farm. Ich besuchte auch einen Gottesdienst und wurde dort sehr freundlich in die Gemeinde aufgenommen. Obwohl der Gottesdienst in einer lokalen Sprache abgehalten wurde, war es für mich sehr interessant, die kulturellen Unterschiede zu sehen. Außerdem war es der längste Gottesdienst, den ich je besucht habe (er dauerte länger als 4 Stunden), aber ich habe die Erfahrung sehr genossen, vor allem das Gemeinschaftsgefühl und dass wir danach gemeinsam zu Mittag gegessen haben. Trotz der sprachlichen Barriere mit einigen Arbeiter*innen hatten wir mit der Zeit unsere eigene Art und Weise uns zu verständigen. So unternahmen wir auch in unserer Freizeit etwas miteinander und spielten oftmals zusammen Mau Mau oder schauten gemeinsam Fernsehen.

 

In meiner Zeit in Uganda konnte ich viel über die Kultur und die Landwirtschaft lernen. Außerdem wurde ich sehr herzlich in die Familie aufgenommen und durch das Zusammenleben schnell in das Geschehen auf der Farm integriert. Trotz der anfänglichen Sprachbarriere habe ich in der Zeit gelernt, Herausforderungen zu meistern und offen gegenüber Neuem zu sein. Es war auf jeden Fall eine Zeit, die ich nicht in meinem Leben missen möchte.  

 

 

„We will make sure you don't want to leave Uganda”

Ein Erfahrungsbericht von Marie Wagner

„We will make sure you don´t want to leave Uganda” – das war einer der ersten Sätze, die meine Gastmutter Emma Naluyima zu mir sagte. Und so viel vorweg – ich wollte wirklich noch nicht abreisen. Der Ort, der mir so ans Herz gewachsen ist, ist die OneAcre Unlimited Farm in Bwerenga, ein kleines Dorf zwischen Entebbe und Kampala. Die Farm ist eine Model Farm und außerdem ist die MST Junior School angeschlossen, eine Grundschule, die sich darauf spezialisiert hat, Schülerinnen und Schülern die Landwirtschaft näherzubringen. Wie der Name schon sagt, ist die Farm genau einen Acre groß, das sind ca. 0,4 ha Land. Die große Herausforderung ist daher auf der kleinen Fläche möglichst effizient zu arbeiten. Es geht weniger darum, mit den Erträgen Umsatz zu generieren, sondern vielmehr darum, innovativ zu sein und beste landwirtschaftliche Praxis umzusetzen.

 

Das Ganze haben meine Gasteltern Emma und Washington so perfektioniert, dass nicht nur die Schülerinnen und Schüler viel lernen können, sondern auch regelmäßig externe Farmer vorbeikommen, um an Führungen und Workshops teilzunehmen. Es gibt eine Menge zu sehen, was man auf einer typischen Farm nicht findet: eine Fodder machine, Madenzucht und Fishponds, die hier nicht wie üblicherweise in die Erde eingelassen sind, sondern in hohen Becken unter einem Gewächshaus stehen. Natürlich gibt es aber auch einen Gemüsegarten, Bananenstauden, Rinder, Hühner und Schweine. Das Meiste, was produziert wird, wird direkt in der Küche der Schule verarbeitet. Die Schweinezucht allerdings ist neben der Schule und den Workshops eine weitere Einnahmequelle und Emmas Steckenpferd, womit sie das Projekt des OneAcre als promovierte Tierärztin auch gestartet hat.

 

 

Fodder/Hydroponic machine

Meine Aufgaben waren vor allem natürlich die Arbeit auf der Farm. Dort habe ich in allen Bereichen mitgeholfen. Zu Beginn hatte ich jede Woche einen anderen Schwerpunkt und konnte so tiefere Einblicke in die einzelnen Bereiche gewinnen. Daneben gab es auch sektionsübergreifende Aufgaben, die täglich angefallen sind. Mit der Zeit hatte ich einen guten Überblick und konnte meist selbst entscheiden, ob ich morgens mithelfe, die Schweine oder Kühe zu versorgen. Danach hat sich dann so gut wie der ganze Tag gerichtet.

 

War ich bei den Kühen, haben wir das Futter gemixt, Silage oder Heu gemacht. Da die Kühe natürlich auch gemolken werden mussten und die Ställe mehrmals täglich gereinigt werden, war dies eine Arbeit, die meist auch bis in die späten Abendstunden ging. Wenn ich morgens die Schweine mitversorgt habe, ging es danach meistens zu den Maden, die sortiert werden mussten, um sie anschließend den Hühnern und Fischen zu verfüttern. Je mehr ich mich eingearbeitet hatte, desto mehr gab es auch für mich zu tun und ich habe mehr Verantwortung bekommen, daher war mir nie langweilig.

 

In meinen letzten Wochen haben wir die Hydroponics Maschine wieder in Betrieb genommen. Hier werden Weizen- und Maiskörner auf Tablets gesät und dann mittels automatischer Belichtung, Bewässerung und Klimaanlage innerhalb von 6 Tagen zu Futtermittel gezogen, die an die Schweine und Hühner gegeben werden. Auch wenn es ein geschlossenes und halb-automatisches System ist, bedeutete es viel Arbeit: Die Tablets zum Aussäen mussten gereinigt und desinfiziert werden, ebenso wie das Saatgut. Dann haben wir die Körner manuell aufgetragen, wobei man sehr sorgfältig sein musste, da es sonst zu Staunässe und damit Schimmel kommen kann. Das hat meistens einen ganzen Vormittag in Anspruch genommen. Danach musste kontrolliert werden, ob das Saatgut gut versorgt wird, auch wenn die Maschine dies eigentlich alles automatisch macht. Aber wie das bei Maschinen manchmal so ist, machen sie doch nicht das, was sie sollen und daher haben wir auch ein bisschen an der Maschine rumtüfteln müssen.

 

Auch die Arbeit bei den Schweinen wurde zunehmend mehr, weil die Sauen kurz vor der Geburt standen und es viel vorzubereiten gab. Ein besonderes Highlight war die Verfrachtung der Sauen in die Abferkelställe. Normalerweise laufen die Sauen ganz selbstständig den Weg von ca. 80 Metern in ihre Buchten, allerdings waren die Sauen neu im Stall und kannten sich noch nicht aus. Im Endeffekt haben wir für eine Sau 2h und 6 Helfer gebraucht. Das war sehr anstrengend, aber wir hatten dennoch viel Spaß, was übrigens für jede Arbeit galt: Egal, wie anstrengend oder lästig, mit viel Humor und Freude fällt es direkt viel leichter.

 

 

Ein weiteres Projekt meiner Gasteltern war ein kostenloses Trainingsprogramm für Farmer in Hoima. Dort sind wir einmal im Monat für eine Woche hingefahren und haben interessierte Farmer in unterschiedlichen Bereichen wie Gemüseanbau oder Fischzucht geschult. Das Projekt wurde von der Stanbic Bank und vom UN Development Programm finanziert und sollte dazu beitragen, die Farmer auf die wachsende und konstante Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Lebensmitteln vorzubereiten, weil die Region aufgrund der Öl-Vorkommen stark wächst und die Infrastruktur ausgebaut wird.

 

Das war besonders interessant für mich zu sehen, wie ein Entwicklungsprojekt auf verschiedenen Ebenen umgesetzt wird. Angefangen bei den Farmern, die wir besucht haben und die ich kennenlernen konnte, über die Leute und Schulen, die das Projekt umsetzen, bis hin zu den Investoren, mit denen ich sprechen konnte und weiteren Projektpartnern, die z.B. den internationalen Marktzugang über Exportmöglichkeiten eröffnen. Außerdem haben wir in Hoima auch die Gelegenheit genutzt, um Ausflüge zu machen. Wir waren beispielsweise am Lake Albert und haben die heißen Quellen in Kibiro besucht.

 

 

Hoima: Farmers Training
Farm in Hoima
Ausflug zum Lake Albert

Neben der Farm-Arbeit habe ich auch viel Zeit mit den Schülerinnen und Schülern verbracht. Jeden Nachmittag habe ich jeweils eine Stunde Deutsch und eine Stunde Sport unterrichtet. Das war eine sehr nette Abwechslung und hat mir immer sehr viel Freude bereitet. Die Kinder waren sehr interessiert und haben die absurdesten Fragen über Deutschland und mich gestellt, wie z.B. ob es Tiger und Affen gibt.

 

Durch das Leben in der Familie habe ich außerdem viele Einblicke in das ugandische Leben bekommen und bin mit den Personen auf der Farm eng zusammengewachsen. Mit meinen Gastgeschwistern konnte ich eine enge Beziehung aufbauen und es hat sich angefühlt wie Zuhause. Ich war auf verschiedenen Hochzeiten mit eingeladen und habe traditionelle Feste besucht, was jedes Mal besonders spannend war, weil ich trotz vieler Gemeinsamkeiten auch viel Neues gesehen habe.

 

Da ich sehr nah an Kampala gewohnt habe, konnte ich auch einige Ausflüge machen, z.B. zu Basketballspielen mittels der öffentlichen Verkehrsmittel. Das war zu Beginn eine große Herausforderung, dadurch habe ich aber diese hektische Stadt und auch das normale Leben besser kennengelernt und bin selbstständiger geworden. Außerdem haben meine Gasteltern versucht, mir Luganda beizubringen, um mich besser verständigen und auch behaupten zu können. Was natürlich nicht fehlen darf, wenn man Uganda besucht, ist, die leckere Küche zu testen. Daher wurde sichergestellt, dass ich viel probiere und auch lerne selbst einige Gerichte zuzubereiten. Das hat mir immer großen Spaß gemacht, da kochen und gemeinsam essen besonders gesellig ist und sich dabei viel austauschen kann.

 

 

Mit meinen Gasteltern auf dem Weg zu einer Hochzeit.
Saatgutausgabe

Abschließend kann ich sagen, dass mich die Zeit in Uganda für meine persönliche und berufliche Entwicklung einen großen Schritt nach vorne gebracht hat. Ich habe immer wieder aufs Neue gelernt, Herausforderungen anzunehmen, neugierig zu bleiben und offen gegenüber Neuem zu sein.

 

Außerdem habe ich viel über die tropische Landwirtschaft und Agrarpolitik in Uganda gelernt, was neben dem kulturellen Austausch eine der Hauptgründe für mein Praktikum im Ausland waren. Durch den engen Kontakt zu meiner Gastfamilie und den Mitarbeitern auf der Farm habe ich mich immer sehr willkommen gefühlt und wurde gut integriert, was ich sehr zu schätzen weiß. Mein Abschied ist mir demnach sehr schwer gefallen. Emma hatte also Recht mit ihrer Ankündigung zu Beginn und hat wirklich ihr Bestes gegeben, mir eine unvergessliche Zeit zu bereiten.

Elisabeth Geithel auf der Busaino Herbs & Fruits Farm

Hi, ich bin Elisabeth Geithel und bin nun fast zwei Monate auf der "Busaino Herbs&Fruits Farm" und fühle mich hier super wohl! Unsere Farm liegt in der Nähe der Stadt Jinja auf einem Berg mitten im Regenwald. Auf der Farm werden verschiedene Früchte wie Avocado, Mango und Jackfruit angebaut, aber auch Kräuter wie Aloe Vera, Zitronengras  und Afrikanisches Basilikum für die Herstellung von Tee, Salben und Pulvern für die Behandlung von leichten Schmerzen und Beschwerden und für die Stärkung des Immunsystems. Des Weiteren hat die Farm auch Hühner, Enten und Ziegen sowie eine großflächige Baumschule.

 

Meine Aufgaben waren bisher das Ernten von den genannten Früchten und Kräutern und Setzlinge von Avocado, Jackfruit, Mango, Zitronengras und weiteren Pflanzen in der Baumschule zu produzieren und auch zu veredeln. Des Weiteren helfe ich Judith, meiner Betriebsleiterin, dabei ihre Medizin herzustellen und die Kräuter und Pulver dafür zu mischen. Außerdem arbeite ich mit Patrik, der die Farm zusammen mit Judith leitet, an der Umsetzung seines Agritourism-Projektes. Mit diesem Projekt möchte er jungen Leuten die Landwirtschaft näherbringen u.a. durch einen auf der Farm ansässigen Markt oder Kochkurse mit den eigenen Produkten. Meine Aufgaben hierbei sind die Bestimmung von Bäumen und Kräutern auf der Farm, um den Besuchern durch Schilder die Identifizierung der Pflanzen zu erleichtern. Darüber hinaus helfe ich bei der „Verschönerung“ der Farm mit, um diese möglichst attraktiv für Besucher zu gestalten.

 

Hier pflanze ich die Avocadosamen.
So sehen die geplanzten Avocados später aus.

Am Samstag gehe ich meistens mit meiner Kollegin Sharifah zu einem Farmers Market in Jinja, wo wir die Produkte, die wir auf der Farm herstellen, verkaufen. Wie zum Beispiel Tee, Saft und Pulver aus Avocadosamen und Jackfruitsamen. Was mir am besten auf der Farm gefällt, ist die tolle Lage und die vielen verschiedenen Früchte und Kräuter, die ich vorher zum Teil noch gar nicht kannte. Auch meine Kollegen hier sind alle sehr nett und versuchen mir so viel wie möglich beizubringen und zu erklären.

 

 

Das ist der Markt, auf dem ich arbeite.

Nach getaner Arbeit helfe ich meiner Gastschwester und der Aushaltshilfe Aida oft beim Kochen oder anderen Aufgaben, wie das Trocknen von Kräutern oder Samen. Außerdem erkunde ich häufig, zusammen mit meiner Gastschwester, zu Fuß die Gegend oder wir machen kleine Ausflüge. An einem Samstag nach dem Markt haben wir die Quelle des Nils besucht. Darüber hinaus haben wir auch den Palast des Busoga Königs angeschaut und eine Zuckerfabrik. An den Wochenenden, die ich nicht auf der Farm verbracht habe, habe ich mich den anderen deutschen Praktikanten getroffen. Wir haben bis jetzt gemeinsam die Sese-Islands besucht und waren im Queen Elisabeth Nationalpark. Nachdem ich auch endlich das „System“ des Public Transportes verstanden hatte, stand mir die Tür offen, Uganda von der Seite der "Locals" kennenzulernen und das Land ohne viel Fremde Hilfe zu erkunden.

 

 

Ich mit meiner Kollegin Sharifa bei unserem Ausflug zur Nilquelle.
Am Stein beginnt der Nil.

Die größte Herausforderung für mich ist es, die „Ugandan Time“ zu akzeptieren, denn dies kann als halbwegs pünktlicher Europäer sehr anstrengend werden. Des Weiteren musste ich mich auch an die etwas entspanntere Herangehensweisen an die Arbeit gewöhnen, die ich von deutschen Betrieben so gar nicht kannte. Am besten gefällt mir hier, das ich mitten im Wald wohne! Es ist total schön hier und man hat auch einen wunderschönen Blick auf den See "Lake Victoria", was die Farm und ihre Lage wirklich einzigartig macht.

 

Eine Sache, an die ich mich auch erst gewöhnen musste, ist das Essen. Es gibt immer viel und am besten drei mal am Tag etwas Warmes. Aber es schmeckt fantastisch, ich werde auf jeden Fall einige Rezepte mit nach Deutschland bringen. Meine Gastschwester hat mir beispielsweise erst vor Kurzem gezeigt, ugandische Pancakes aus Banane und Cassava Mehl (Cassava ist eine Nutzpflanze mit stärkehaltigen Wurzelknollen) zu machen. 

 

 

Zwischenseminar in Masaka

Ein Beitrag von Samuel Magezi, Program Manager UNYFA 

Das IYFEP Zwischenseminar für die deutschen Praktikant*innen der ersten Runde 2021 wurde von der Young Farmers Federation of Uganda vom 25. bis 28. Mai 2021 in Masaka organisiert. Das Hauptziel der sogenannten "Mid-Term Review" war es, Raum für die deutschen Teilnehmehmenden zu schaffen, um Feedback zu den Zielen des IYFEP-Programms zu geben und den Organisatoren des Programms (UNYFA und Schorlemer Stiftung) zu helfen, die verschiedenen Erfahrungen und Herausforderungen, mit denen die Praktikant*innen bisher konfrontiert waren, zu erfassen und entsprechende Lösungen zu finden. Darüber hinaus sollen die Teilnehmehmenden durch die Interaktion mit der Gemeinde weitere Kontakte knüpfen und mehr über die ugandische Landwirtschaft und Kultur lernen.

 

Mit einem gut durchdachten Zeitplan für das Seminar zur Halbzeitbewertung hatten die deutschen Teilnehmehmenden interaktive Sitzungen, wie z.B. Farmbesuche auf der "Birinzi Farm", ein ehemaliger Gastbetrieb im Jahr 2019, auf der Kartoffeln und Erdnüsse in großem Stil mit Hilfe von Pivotalbewässerung, Kühlräumen und Maschinen angebaut werden. Wir besuchten auch die Großbauern und bekamen einen Einblick in den allgemeinen Aufbau ugandischer Durchschnittsbauern, wie z.B. die täglichen Routine-Aktivitäten, den häuslichen Aufbau, die Kultur sowie das Produktionsniveau. Darüber hinaus besuchten die Teilnehmer die "International Music and Language School" in Masaka, wo ihnen die ugandische Kultur durch Musik und das Spielen von Instrumenten nähergebracht wurden.

 

 

 

Zum Zwischenseminar gehörte auch ein Workshop, der von UNYFA und ihrem externen Berater moderiert wurde und in dem die deutschen Teilnehmehmenden ihre Erfahrungen und Herausforderungen, die sie bisher auf ihren ugandischen Betrieben gemacht haben, austauschten. Mit Hilfe von Evaluierungsfragen konnten alle ihr persönliches Feedback geben. Generell haben die deutschen Teilnehmehmenden trotz einiger Kulturschocks wie Essen, Zeitzone, Begrüßung, Zeitmanagement usw. bisher viel über die tropische Landwirtschaft gelernt und konnten sich viel Wissen über exotische Pflanzen und Früchte aneignen. Die Erfahrungen auf ugandischen Betrieben, die selbstständige Arbeit an verschiedenen Aktivitäten mitzuwirken und die damit verbundene Flexibilität waren für die Praktikant*innen sehr interessant. Einige wenige Schwierigkeiten mit der mangelnden rechtzeitigen Kommunikation von Zeitplänen der Aktivitäten - einschließlich der Sprachbarriere auf einigen Gastfarmen.

 

UNYFA sorgte auch dafür, dass alle Teilnehmenden während des Workshops lernten, mit herausfordernden Situationen umzugehen und die verschiedenen Wertvorstellungen zu verstehen, die sie den ugandischen Gastbetrieben anbieten können. Am Ende bewerteten sollte jede*r Teilnehmer*in den bisherigen Austausch und das Zwischenseminar kurz resümieren. Der bisherige Austausch sowie das Zwischenseminar wurde beschrieben als: Denkfabrik, hilfreich, gute Atmosphäre, gut strukturiert, gut organisiert, gutes Essen, längerer Aufenthalt auf den Farmen wünschenswert und gute Teambildungsübungen.

 

 

Ullinka Kellinghuse auf der Kyempapu Farm (Kirina Youth Environmental Management and Poverty Alleviation Programme Uganda)

In der ersten Zeit auf meinem Gastbetrieb habe ich schon viel über den Anbau von Kaffee und Bananen gelernt. Natürlich auf der eigenen Farm, aber um auch noch andere Eindrücke zu bekommen, haben wir noch zwei andere wirklich sehenswerte Kaffee- und Bananenplantagen besichtigt. Da ich hier als neues Familienmitglied empfangen wurde, kann man sich gut in die neue Umgebung und die neue Kultur einleben. Wir haben auch schon einige Ausflüge zusammen mit meiner Gastfamilie und den Leuten auf meiner Farm unternommen. In der Nähe meiner Farm gibt es einen Fluss, zu dem wir gelaufen sind, weil sie mit mir eine Bootstour auf die andere Seite machen wollten. Dabei kann es auch mal passieren, dass man in einer Kuhherde landet, die sich dort abkühlen sollte. Auch in einem der vielen Nationalparks Ugandas war ich bereits: dem Lake Mburo National Park. Dort konnte ich bei der Tour u.a. Zebras sehen. 

 

 

Ullinka Kellinghusen mit ihrer Gastfamilie.

Wir fahren außerdem regelmäßig am Wochenende zum Einkaufen auf den nahegelegenen Farmers Market. Dort besorgen wir heimische Früchte, wie Ananas, Mangos, Avocados oder Jackfrüchte. Mir gefällt die Art, wie die Verkäufer die Früchte zu einem spitzen Turm stapeln! Bei einem Tagesausflug nach Masaka, wo wir einerseits ein paar Lebensmittel einkaufen und andererseits mein Farm-Shirt abholen wollten, habe ich es endlich mal geschafft, ein "Ananas boda boda" zu fotografieren. Ich finde es echt immer sehr erstaunlich, wie viel mit so einem Motorrad transportiert werden kann. Auch mir wurde mittlerweile das "Boda Boda" fahren beigebracht. Damit kommt man super schnell von einem Ort zum anderen und es ist auch vergleichsweise günstig. Mit meiner Gastfamilie kochen und essen wir auch gemeinsam. Sie haben mir beigebracht, wie man Chapati (dünnes Fladenbrot) macht und dafür hab ich Ihnen gezeigt, wie wir Pizza zubereiten. 

 

 

Vor Kurzem habe ich mit meiner Gastmutter Sylvia vier Schulen besucht, um dort zu besprechen, wann wir an der entsprechenden Schule einen "Menstrual Hygiene Day" für die Mädchen veranstalten. Die Farm leistet dort einen wichtigen Beitrag und ich bin sehr froh, das miterleben zu können! Da ich auch das Farm-Shirt bekommen habe, konnten wir Kyempapu gut repräsentieren. Kyempapu arbeitet mit einem Netzwerk aus 50 Schulen (primary and high school) zusammen und klärt diese über verschiedene Bereiche auf. Zum Beispiel werden dort "School Greening" (es werden u.a. Bäume gepflanzt) und "Menstrual Hygiene" unterrichtet. Viele Mädchen schämen sich bspw. für ihre Periode und kommen in der Zeit nicht zur Schule, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen und verpassen dadurch sehr viel Lernstoff. Weitere Themen, die den Schülerinnen nähergebracht werden, sind: "Energy", "Water Harvesting", "Waste Management" und aus aktuell gegebener Situation auch der Umgang mit COVID-19. 

Es werden Spenden von den Partnern gesammelt, um dann Bücher, Wassertanks oder zum Beispiel Menstruations-Kits an die Schulen und Kinder zu verteilen. 

 

 

Im Mai haben wir den Geburtstag von meiner Gastmutter gefeiert. Es hat sehr viel Spaß gemacht und man hat einmal live miterlebt, wie eine richtig afrikanische Geburtstagsfeier stattfindet. Aber nicht nur alle auf der Farm und ihre Freunde und Familie waren da, sondern auch meine Mitstreiter*innen aus dem IYFEP-Programm Philipp, Carolin und Theresia, da sie relativ "nah" bei mir wohnen - ca. 1-2 Stunden Autofahrt entfernt. Das war richtig schön!

Die Geburtstagsfeier wurde von einer Person geleitet und jeder Gast hat sich am Anfang kurz über das Mikrofon vorgestellt. Das war sehr interessant, um einen kleinen Überblick zu bekommen, wer die Gäste überhaupt sind. So eine Vorstellungsrunde auf einem Geburtstag habe ich zum Beispiel bisher noch nicht erlebt. Insgesamt waren wir ca. 30 Leute. Nachdem es leckeres - und vor allem viel - zu Essen gab, ging es schnell zum Tanzen über. Die Musik war laut und es wurde auf der Fläche um das Lagerfeuer herum getanzt. Die Stimmung am Abend war wirklich super! Um den Hüftschwung beim Tanzen zu betonen, werden sogenannte “reeds” oder Tierfelle um die Hüfte gebunden. Egal ob männlich, weiblich, alt oder jung: Alle tanzen mit! Auch wir haben mitgetanzt, was alle anderen Gäste sehr begeisterte. Die Person, die den Geburtstag “geleitet” hat, hat dann irgendwann dazu aufgerufen, die Geschenke an das Geburtstagskind zu überreichen. Dieses Erlebnis wird mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen.