Krassgrün - IYFEP und Corona. Was nun?
Afrika-Blog
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IYFEP und Corona. Was nun?
IYFEP und Corona. Was nun?
Auswirkungen und Herausforderungen der aktuellen Situation / Effects and Challenges of the Current Situation
Lest hier, wie es unsern Partnern in Uganda zur Zeit ergeht, mit welchen Herausforderungen die ugandische Landwirtschaft zu kämpfen hat, was unsere ehemaligen Praktikanten jetzt tun können um die Lage in ihrem Land zu verbessern, aber auch, wie die Folgen von Corona unsere deutschen Gastbetriebe treffen.
Read here how our partners in Uganda are doing at the moment, what challenges Ugandan agriculture is facing, what our former trainees can now do to improve the situation in their country, but also how the consequences of Corona affect our German host farms.
21. Oktober 2020
Inzwischen ist Uganda – wie auch Deutschland – in einer neuen Normalität angekommen. Die erste große Corona-Aufregung ist abgeklungen, mehr und mehr Einschränkungen wurden aufgehoben, die üblichen Vorsichtsmaßnahmen wie Abstand und Maske müssen bis auf unbestimmte Zeit weiterhin eingehalten werden. Zahlen- und flächenmäßig verbreitet sich das Virus weiter im Land. Inzwischen wurden mehr als 10,000 Menschen positiv auf das Virus getestet. Da es jedoch an flächendeckenden Testzentren mangelt, kann niemand mit Sicherheit sagen, wie viele Menschen sich bereits infiziert haben.
Trotz aller Unsicherheiten versuchen die Menschen in Uganda wieder einem geregelten Alltag nachzugehen. Die Schulen, Märkte und der öffentliche Nahverkehr sind in einem neuen Normalbetrieb angekommen. Lediglich nachts gilt noch eine Ausgangssperre. Anfang Oktober wurde auch der größte Flughafen des Landes, Entebbe International Airport, wieder für den Passagierverkehr geöffnet. Wer einen negativen Covid-19-Test vorweisen kann, darf also einreisen.
Für die Bauern und Bäuerinnen hat sich die Situation – die im Frühjahr diesen Jahres aufgrund der massiv eingeschränkten Verkehrsinfrastruktur noch katastrophal war – mittlerweile weitestgehend normalisiert. Inzwischen ist es wieder möglich an Saatgut, Setzlinge oder Düngemittel zu kommen. Auch können die Betriebe ihre Ernte nun wieder problemlos zu den lokalen Märkten fahren. Lediglich die Situation für die exportierenden Betriebe ist noch etwas angespannt.
Die Stimmung bei unserer Partnerorganisation UNYFA, dem ugandischen Jungbauernverband, ist – wie gewohnt und trotz aller Widrigkeiten – gut. Nach wie vor werden junge, in der Landwirtschaft tätige Menschen informiert und auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen und modernen Betriebsführung unterstützt. Und die Erfolge können sich sehen lassen: ehemaliger IYFEP-Teilnehmer Nehemiah konnte mit seinem Obst- und Gemüsebaubetrieb beispielsweise andere Jungbauern ermutigen und inspirieren, trotz suboptimaler Bedingungen, den Schritt in die Landwirtschaft zu wagen. Und so hat auch Chemutai Crispus auf seinem steinigen, für den Gemüsebau eigentlich ungeeigneten Gelände, herausfinden können, wie die Nahrungsmittelproduktion für ihn trotzdem möglich sein kann: in Säcken.
Und auch wir, die Schorlemer Stiftung, versuchen, in Zeiten, in denen ein „analoger“ Austausch unmöglich ist, unseren Beitrag zur Nachwuchsförderung zu leisten. Für unser Webinar im Oktober hatten wir das Glück Dr. Zimmermann – Gründer von Entosiast – für einen Vortrag zum Potential von Nutzinsekten begeistern zu können. Im Anschluss daran fand nicht nur ein reger Austausch statt, sondern es wurden auch Kontakte geknüpft und Teilnehmende zeigten sich begeistert von der aufgezeigten Nutzungsvielfalt und dem Potential von Insekten für unsere Nahrungsmittelproduktion. So begeistert, dass der erste der ugandischen Teilnehmenden bereits dabei ist, seine eigene Black-Soldier-Fly-Farm zu gründen.
Und obwohl uns sowohl aus Uganda als auch aus Deutschland mutige und abenteuerlustige Teilnehmende und auch Gastbetriebe anfragen, die Lust haben, noch kurzfristig einen Austausch in diesem Jahr zu starten, ist ein Austausch mit allen Teilnehmenden nicht mehr möglich. Wir versuchen zurzeit einen "Mini-Austausch" mit fünf ugandischen Teilnehmenden und einer deutschen Teilnehmerin zu ermöglichen, die sich bereit erklärt haben, noch in diesem Jahr nach Deutschland bzw. Uganda zu reisen. Ob dies möglich sein wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Allen voran hängt es nun an den Botschaften, ob die Visa erfolgreich ausgestellt werden. Die nächste große Austauschrunde in analoger Form mit allen vorgesehenen Teilnehmenden soll im April des kommenden Jahres stattfinden - unter Vorbehalt der weltweiten Entwicklungen versteht sich.
Wer Lust hat, sich bis dahin virtuell mit Uganda und seiner Landwirtschaft zu beschäftigen und zu vernetzen, ist eingeladen, an unseren monatlichen Webinaren teilzunehmen! Mehr Infos dazu findet ihr hier.
Bleibt gesund und munter!
Euer Team von der Schorlemer Stiftung
16. Mai 2020
Hallo ihr da draußen,
seit unserem letzten Blogeintrag sind nun eineinhalb Monate vergangen und weltweit werfen die strikten Coronamaßnahmen in den verschiedenen Ländern ersten Unmut auf.
Obwohl sich das Infektionsgeschehen in Uganda verhältnismäßig spät und eher zaghaft entwickelte, veranlasste die Regierung in kurzer Zeit recht strenge Maßnahmen. Diese scheinen zu greifen, denn das ugandische Gesundheitsministerium vermeldet glücklicherweise noch keinen einzigen COVID19 – Todesfall. Momentan bestätigt das ugandische Gesundheitsministerium 203 Coronainfektionen, 63 gelten als genesen. Doch was zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus notwendig ist, lässt sich langfristig schwer in der Bevölkerung vermitteln. Nicht ganz unverständlich, wird das öffentliche und private Leben doch stark eingeschränkt.
Uganda hat an dem Totalverbot jegliches Personentransportes, auch im privaten PKW, seit unserem letzten Blogeintrag festgehalten. Lediglich Gütertransport bleibt weiterhin legal. Welche Schwierigkeiten daraus im (Arbeits)Alltag entstehen veranschaulicht unser Partner UNYFA mit der Situation einer ihrer Jungbauern: „Er muss momentan in der Stadt Iganga bleiben, da das Land, welches er bewirtschaftet etwas außerhalb der Stadt liegt und er keine Möglichkeit hat dort hinzukommen.“ Obwohl UNYFA weiterhin berichtet, dass viele Farmer die Coronabeschränkungen sehr gut angenommen haben und es in ihrer Pflicht sehen, für gesunde und ausreichende Lebensmittel zu sorgen, schaut nicht nur die Jungbauernorganisation mit Sorge auf die Nahrungsversorgung in ihrem Land.
Denis Kabiito, Geschäftsführer der UNYFA, informierte uns, dass heftige Regenfälle und die Rückkehr der Heuschrecken in großen Teilen Ostafrikas der landwirtschaftlichen Produktion stark zusetzen. Der Lake Victoria hat den höchsten Wasserstand seit Beginn der Messungen und das Wasser ist bis zu 200 m über die Ufer getreten. Viele der in Ufernähe lebenden Menschen mussten wegziehen. In den bergigeren Gebieten im Westen Ugandas ist ein Krankenhaus komplett weggespült worden. Zudem ist die erneute Bekämpfung der Heuschrecken durch den eingeschränkten Verkehr nur bedingt möglich.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Förderer des Austauschprogramms IYFEP klärt nun, wie es den Partnerorganisationen vor Ort helfen kann. Kabiito teilte uns mit: „UNYFA möchte die Jungbauern verstärkt mit Setzlingen und Saatgut zur Lebensmittelproduktion versorgen, doch es fehlt an Transportmöglichkeiten und finanziellen Mitteln“. Zumindest konnten dank der Andreas – Hermes – Akademie (AHA) die ersten, fürs Home Office der Mitarbeiter benötigten Laptops abgeholt werden, um die Arbeitsfähigkeit der Ugandischen Jungbauernorganisation zu sichern. Denn das Team um Kabiito akquiriert fleißig weiterhin Teilnehmer, um einen Austausch zwischen Uganda und Deutschland, sobald er wieder möglich und realistisch ist, so schnell wie möglich auf die Beine zu stellen.
Auch wir hoffen natürlich weiterhin, dass sich die Coronafallzahlen durch eine gemeinsame Anstrengung weltweit verringern werden!
Bis dahin hoffen wir, dass ihr gesund bleibt und auch mental durchhaltet!
Wir halten euch über die Situation in unserem Partnerland auf dem Laufenden,
bis bald,
eure Schorlemer Stiftung
News zur aktuellen Situation in Uganda
31. März 2020
Nun ist es soweit: seit Anfang letzter Woche steht auch Uganda im Zeichen der Corona-Pandemie.
Lange Zeit konnte sich das kleine Land mit seinen knapp 35 Mio. Einwohnern tapfer gegen den wachsenden Infektionsdruck der Nachbarländer wehren. Doch seit dem 22.03.2020 wurden bis zum heutigen Tag laut des ugandischen Gesundheitsministeriums 33 Coronafälle gemeldet. 532 Verdachtsfälle wurden bereits getestet, 222 erwiesen sich als COVID19 - negativ.
Bereits zu Beginn der rasanten, weltweiten Verbreitung Anfang März stellte die ugandische Regierung Einreisende aus Risikogebieten (in diesem Fall auch Deutschland) unter eine 14-tägige Quarantäne, obwohl zu diesem Zeitpunkt in nur wenigen afrikanischen Ländern die Viruserkrankung festgestellt worden war.
Für unseren deutsch-ugandischen Austausch (IYFEP) hieß es jedoch schon Mitte März, aufgrund der globalen Entwicklung, konsequenterweise: verschieben!
Verschieben auf einen Zeitpunkt an welchem sich die Lage beruhigt hat und die Beschränkungen aufgehoben sind.
Denn momentan steht auch das Leben in Uganda auf dem Kopf. Unser Partner UNYFA berichtet, dass sie seit Anfang letzter Woche ihr Büro vorübergehend schließen und der komplette öffentliche Nahverkehr für 14 Tage eingestellt wurde. Sogar die regionale Fortbewegung mit privaten Verkehrsmitteln wurde laut unserem Partner untersagt. Alles für den Schutz der Mitarbeiter und der Öffentlichkeit.
Die Herausforderung ist nun, Home-Office für die Mitarbeiter vor Ort einzurichten. Bei einigen reicht die Internetverbindung am Wohnort nicht aus, andere besitzen keinen Dienstlaptop. Hört sich irgendwie vertraut an, oder ;) ?
Doch COVID-19 ist nicht die einzige Bedrohung, die den ugandischen Landwirten Sorge bereitet.
Anfang März rief Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, noch „(...) zu einer verstärkten Anstrengung zur Bekämpfung der Heuschreckenplage (…)“ in Ostafrika auf, da hier Schwarmgrößen von 150 Mio. Tieren die Nahrungsgrundlage von 2500 Menschen innerhalb weniger Stunden vernichten. Auch Uganda ist seit Februar von dieser Insekteninvasion betroffen, die Heuschrecken kamen unaufhaltsam über die kenianische Grenze und fressen nun auf ihrem "Raubzug" Ernte und Futter der Nutztiere. Es handelt sich um eine der größten Plagen seit den 70´er Jahren. Bei so einer existentiellen Gefahr der Ernährungssicherheit im Land kann der Virus zum entscheidenden Zünglein an der Waage werden!
Wir alle hoffen inständig, dass sich die Situation in jeglicher Hinsicht so schnell wie möglich normalisiert!
Um die Landwirtschaft vor Ort unterstützen zu können, den ländlichen Raum zu fördern und die Situation der Jungbauern zu verbessern, wollen wir unser Austauschprojekt sobald wie möglich wieder starten.
Deshalb freuen wir uns über jede Bewerbung die wir für IYFEP und alle anderen Austauschprogramme bekommen. Denn es wird eine Post-Coronazeit kommen.
Wir gehen davon aus, dass unsere nächste Runde am 29. Juli 2020 in alter Frische wieder an den Start geht!
Bis dahin! Bleibt gesund!
Eure Schorlemer Stiftung