Krassgrün - Mathias Dirmeier

Azubi-Blogger

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Mathias Dirmeier

Mathias Dirmeier

Wer bist du?

Ich bin Mathias Dirmeier, 19 Jahre alt und komme aus einer kleinen Gemeinde nahe Regensburg in Bayern. Zuhause betreiben wir einen Familienbetrieb mit Zuchtsauenhaltung und Ackerbau, so dass ich von klein auf die Landwirtschaft kenne. Seit 3 Jahren mache ich eine Landwirtschaftliche Ausbildung, die ich dieses Jahr im Sommer abschließen werde.

 

Was ist das Schönste an deiner Ausbildung?

Das Schönste an meiner Ausbildung ist, dass ich zum größten Teil meine Arbeitsabläufe während des Tages selbst planen und einteilen kann. Wenn ich abends den Tag Revue passieren lasse und feststelle, dass ich alles erreicht habe, was ich mir vorgenommen hatte, ist das ein erfüllendes Gefühl. Auch das Leben mit und von der Natur ist etwas sehr Besonderes, deshalb liebe ich die Landwirtschaft.

 

Was machst du, wenn es nicht um Landwirtschaft geht?

Außer der Landwirtschaft gibt es in meinem Leben noch meine Familie und meine Freunde, die mich bei allem unterstützen und mir zu Seite stehen. Seit kurzem darf ich Teil des Forums Moderne Landwirtschaft sein und mithelfen beim Dialog über die moderne Landwirtschaft. Als „AgrarScout“ war ich auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin 2018 tätig und konnte dort auf dem Erlebnis Bauernhof viele interessante Gespräche mit Verbrauchern führen.

 

Welches Ziel hast du später für dein Leben?

Nach meiner Ausbildung werde ich ein dreimonatiges Praktikum auf einem großen Ackerbaubetrieb in Sachsen-Anhalt machen. Dies ist ein Teil meines Praxisjahres, welches ich benötige, um anschließend die Techniker Schule zu besuchen. Gerne möchte ich nach meiner Fortbildung den elterlichen Familienbetrieb übernehmen und weiterführen.

#Blog 25

Früher Schwein - jetzt Milchvieh!

Beim letzten Mal habe ich euch über die spannende Erntezeit auf meinem australischen Ackerbau-Betrieb berichtet. Nachdem wir die Ernte beendet hatten, bin ich mit einem Freund die Ostküste entlang gereist. In sechs Wochen haben wir uns alles angeschaut, von der Millionenstadt Sydney über die abgelegensten Straßen in den Blue Mountains, bis hin zu der traumhaften Natur in Tasmanien. Aber nach allen den spannenden Eindrücken und entspannten Tagen war es für mich auch wieder an der Zeit, endlich was zu arbeiten. Es gibt einen Spruch: „Landwirte können nicht lange stillhalten“; ich würde sagen, das trifft bei mir auf jeden Fall zu.

Da ich mich während meiner Ausbildung mit Milchkühen bereits auseinandergesetzt habe, wollte ich von der Milchviehhaltung mehr erfahren und lernen. So wurde ich auf einen Milchviehhalter in der Nähe von Hamilton, Neuseeland, aufmerksam. Hamilton ist auf der Nordinsel Neuseelands und versteht sich als das Zentrum eines der reichsten landwirtschaftlichen Gebiete der Welt. Hier ist alles fest in der Hand der Milchwirtschaft

Der Betriebsleiter sucht immer wieder Praktikanten, die ihm bei der täglichen Arbeit unter die Hand greifen. Am 25. Januar habe ich dann Australien „Goodbye“ gesagt und bin zu meinem zweiten Abenteuer „Neuseeland“ aufgebrochen. Am ersten Tag durfte ich gleich beim Nachmittagsmelken mithelfen. Für mich als Schweinebauer ein ungewohnter Arbeitsablauf! Einen Tag später hieß es dann schon um kurz vor 5 aufstehen, denn die Kühe warteten bereits. 
 

 

Zuerst muss man alles fürs Melken vorbereiten, dazu zählt den Milchtank und alle dazugehörigen Leitungen mit kochendem Wasser und einem alkalischen oder säurehaltigen Reinigungsmittel spülen, um die Reste der Milch vom Vortag und alle Bakterien und Keime bestmöglich zu entfernen. Da es sich bei der Rohmilch bereits um ein Lebensmittel handelt, gelten auch hier in Neuseeland sehr strenge Hygienegesetze.
 

Die Tore an den Viehweiden öffnen automatisch um 3 Uhr morgens. Dadurch gelangen die Tiere über einen eingezäunten Feldweg auf eines der beiden Feedpats, dort wartet bereits Grassilage oder Maissilage auf sie. Einige sehr „faulen“ Tiere müssen wir mit dem Motorrad oder dem Quad noch die letzten Meter treiben, da wir sonst nicht weitermachen könnten. 
 

Um halb 6 gelangen dann die ersten Kühe in das 70er Melkkarussell. Dies kann man sich wie ein Kinderkarussell auf einem Volksfest vorstellen: die Kühe gehen selbständig hinein, werden gemolken und wenn sich der Kreisel einmal gedreht hat, können die Kühe das Melkkarussell wieder verlassen. Im Karussell haben 70 Kühe gleichzeitig Platz. Dies hat den Vorteil, dass wir die 520 Tiere sehr schnell melken können, da wir kaum Standzeiten haben. Während des Melkprozesses erhält jede Kuh ihre Kraftfutterration, welche aus Gerste, Weizen und etwas Sojaschrot besteht. 

Nach knapp zwei Stunden ist das Melken geschafft und es kann mit der Reinigung des Karussells und des Wartebereiches vor dem Melkstand begonnen werden. Das hierbei entstehende Waschwasser wird in einem 3.000 Kubikmeter großen Becken gesammelt und anschließend nach und nach auf den Weiden wieder ausgebracht, somit schließt sich der Kreislauf. Wenn das Reinigen erledigt ist und alles wieder glänzt, wird die Milch zu einer der Molkereien gebracht. Anderes als in Deutschland werden hier in Neuseeland nur ca. 20% der Milch weiter zu Käse, Butter oder Joghurt verarbeitet. Der Rest wird als Milchpulver in die ganze Welt exportiert.

 

Für mich heißt es jetzt, zwei Monate neue Erfahrungen in der Milchviehhaltung zu sammeln, bevor es wieder zurück nach Deutschland in den Schweinestall geht. Bis dahin alles Gute,
Mathias

 

#Blog21

Erntezeit auf der anderen Seite der Welt

Während der Winter manche Teile Deutschlands schon fest im Griff hat, sind wir hier in Australien mitten in der Erntezeit. Auf meinem Praktikumsbetrieb im Südosten Australiens fängt die Ernte meistens Mitte bis Ende November an und zieht sich in der Regel bis zur Weihnachtszeit.  In dieser Zeit gilt es dann ca. 17.500ha Gerste, Weizen, Lupinen, Hafer, Kichererbsen und Linsen zu ernten.

In der stressigen Erntezeit sind meistens mehrere Lohnunternehmen mit im Betrieb tätig, da die Menge allein mit den eigenen Maschinen nicht zu stemmen ist. Doch durch die extreme Trockenheit und den späten Frost sind die Erträge in diesem Jahr leider sehr unterdurchschnittlich. Wir haben beispielsweise die komplette Weizenfläche (ca. 4.500ha) bereits zu Ballen gepresst. Deshalb versuchen wir, die Ernte 2018 mit dem eigenen Maschinenpark zu stemmen. Dieser umfasst: 2x Case 9240 , 1x New Holland CR 9.90 Mähdrescher, 2x Case 600 Quadtracs und 2x Dunstan Überladewagen. Die Dimensionen sind einfach nur überwältigend und beeindrucken mich jedes Mal wieder aufs Neue.

Seit ca. drei Wochen sind wir nun mit der Gerstenernte beschäftigt. Durch die momentan sehr trockene Luft, welche zufolge hat, dass es kaum Tau gibt, können wir mit einem zwei Schichtsystem fast 24 Stunden arbeiten. Dennoch darf der Service der Maschinen nicht zu kurz kommen. Dazu zählt vor allem das Reinigen der Luftfilter, das Abschmieren der wichtigsten beweglichen Teile und natürlich das Wechseln von Verschleißteilen. Diese Arbeiten werden von uns morgens direkt auf dem Acker durchgeführt, was die Standzeiten verringert und die tägliche Leistung erhöht.

Auf einem Acker sind immer 2 Drescher und ein sogenannter „Überladewaagen“ tätig. Aber was genau ist das? Die Hauptaufgabe dieser Maschine ist das Getreide direkt vom Korntank des Mähdreschers abzuholen und es an den Feldrand zu bringen. Durch das Entleeren während der Fahrt spart man sehr viel Zeit und die Maschinenauslastung wird dadurch deutlich erhöht. An einem guten Tag ohne Reparaturen können so ca. 400ha geerntet werden. Leider sind die Sandzeiten, durch den hohen Verschleiß in diesem Jahr, sehr hoch.

Hier in Australien wird das geerntete Getreide direkt am Feld in einen Plastikschlauch (Grainbag genannt) gepresst. Dieser ist ca. 75m lang und es können ca. 280 Tonnen Gerste eingelagert werden. Diese Art der Getreidelagerung ist sehr günstig und es muss kein hoher logistischer Aufwand betrieben werden, das Getreide in ein Silo zu fahren.

Allerdings sind die Erträge hier in Australien sehr viel geringer als in Deutschland. Während in Europa ca. 6 bis 8 Tonnen Gerste geerntet werden, erzielen wir dieses Jahr im Schnitt nur eine Tonne. Doch durch den sehr geringen Aufwand, den die australischen Farmer im Jahresverlauf betreiben, können sie die Kosten sehr minimieren. Zugleich ist der Preis für eine Tonne Gerste mittlerweile auf über 400 Australische Dollar gestiegen. Dadurch kann auch in einem so extremen Jahr wie 2018 ein kleiner Gewinn erzielt werden.

Für mich war die Erntezeit hier in Australien ein wahnsinniges Erlebnis, was ich nur jedem wärmstens empfehlen kann. Ich habe mir durch die Zeit hier auf der Farm einen Kindheitstraum erfüllt! Und jetzt steht erstmal Urlaub auf dem Programm.

Bis bald,

Euer Mathias

Schweinehaltung in meinem Betrieb

Da ich von einem Zuchtsauenbetrieb komme, möchte ich euch in meinem ersten Blog etwas über die Schweinehaltung in meinem Betrieb bzw. in meinem Ausbildungsbetrieb erzählen. In Deutschland gibt es 23.800 Schweine haltende Betriebe, davon sind 8.400 Betriebe Sauenhalter. Die Zahl ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen.

Aber jetzt zur Produktion: Bevor das fertige Schweineschnitzel im Supermarkt liegt, hat es meist einen weiten Weg hinter sich. Alles beginnt bei der Besamung der Sauen. Nach dem Absetzen der Muttertiere (Trennung von Ferkel und Sau) gelangen die Zuchtsauen in den sogenannten Deckstall, in welchem sie nach ca. 5 Tagen erneut befruchtet werden. Hierzu setzen wir sowohl auf dem elterlichen, als auch auf meinem Ausbildungsbetrieb auf die künstliche Besamung. Auf dem Rücken der Tiere wird mit einem Farbspray die Herdengruppe und die Anzahl der bereits durchgeführten Besamungen dokumentiert. #Dokumentationistwichtig

 

Wenn nach 28 Tagen die Trächtigkeit per Ultraschall festgestellt ist, gelangen die Schweine bei uns in den Wartestall, in dem sie die nächsten 80 Tage verbringen werden. Hier ist viel Relaxen und Entspannung angesagt. #Wartestall #Ruhezone

 

Abferkelstall

Die nächste wichtige Station der Tiere ist der sog. Abferkelstall. Dort findet die Geburt der Ferkel statt, vergleichbar mit der Entbindungsstation im Krankenhaus. Aber bevor es soweit ist, gibt es eine kleine Dusche, bei der die Tiere gewaschen werden. Warum das Ganze? Der Abferkelstall ist ein sehr sensibler Bereich, das heißt, jeglicher Eintrag von Bakterien oder Viren könnte den frischgeborenen Ferkeln Schaden zufügen. Darüber hinaus genießen die Tiere es sehr, wenn sie mal wieder richtig saubergemacht werden. 
Auf meinem Ausbildungsbetrieb sind Bewegungsbuchten verbaut, welche den Schweinen während der 4-wöchigen Säugezeit mehr Bewegungsfreiheit gewährleisten. Das heißt, dass der Ferkelschutzkorb nach ca. 5 – 7 Tagen geöffnet wird und sich die Sau so frei in der Bucht bewegen kann. Bei der herkömmlichen Aufstallung bleibt der Schutzkorb geschlossen.

 

Ferkelaufzucht

Nach 28 Tagen Säugezeit beginnt der ganze Zyklus von neuem und die Zuchtsauen wandern in das Deckzentrum und die ca. 8 kg schweren Ferkel werden in ein separates Aufzuchtabteil umgestallt. Dort verbringen die Ferkel mit ca. 40 weiteren Artgenossen ihre Aufzucht in einer Bucht, die mit einer beheizten Bodenplatte im hinteren Drittel ausgestattet ist. Zudem besteht die Möglichkeit einen Deckel herunterzuklappen, um so ein ideales Kleinklima zu schaffen, denn die Ferkel haben eine Lieblingstemperatur von 28 Grad. Nach weiteren 7 bis 8 Wochen haben die Tiere ihr Verkaufsgewicht erreicht. Nun werden sie mit ca. 30 kg an einen Mäster weiterverkauft.

 

Das klingt alles nach einem einfachen Ablauf, dennoch gibt es immer wieder Dinge, die wir verbessern können. Deshalb ist es für mich sehr wichtig, immer wieder den Kontakt zu anderen Schweinhaltern zu suchen, um so Lösungsansätze in schwierigen Fragen zu finden oder um neue Informationen zu erhalten. Anfang März war ich z.B. auf dem Betrieb von Nadine und Heinrich Henke in Bruchhausen-Vilsen. Der Familienbetrieb, der sich ausschließlich auf die Ferkelproduktion spezialisiert hat, zeigt auf beeindruckende Weise, wie die normale Stallarbeit und die Öffentlichkeitsarbeit unter einen Hut zu bekommen sind. Auf ihrer eigenen FB-Seite (Brokser Sauen) zeigen die Henkes interessierten Verbrauchern, wie die Tiere gehalten werden und welche Arbeiten im Stall so gemacht werden müssen. Klickt doch mal rein und erfahrt mehr über die Schweinehaltung!

#Blog 6

Feldversuch Pflanzenschutz

Ausbildung ist der Begriff Pflanzenschutz ganz alltäglich. Doch was genau sagt dieses Wort eigentlich aus? "Der Pflanzenschutz umfasst die Gesamtheit der Bemühungen, Schäden und Leistungsminderungen von Nutzpflanzen (…) zu verhindern. Wichtige Werkzeuge sind Sortenwahl, Fruchtfolge sowie chemische und biologische Pflanzenschutzmittel" ( Wikipedia). Klingt alles sehr kompliziert, doch eigentlich bedeutet es nur, dass wir Landwirte jeden Tag versuchen, unsere Nutzpflanzen zu schützen. Und das unter Berücksichtigung von strengen gesetzlichen Auflagen. Doch vor was genau schützen wir denn unsere Pflanzen? Zum einen können kleine Tiere (z.B. Insekten), Pilze und natürliche Beikrauter (Unkraut) dem Getreide oder Mais sehr schaden und so zu erheblichen Schäden führen. Um diese Auswirkungen konkret zu verdeutlichen und es den Verbrauchern aber auch uns Landwirten wieder ins Gedächtnis zu rufen, wie wichtig moderne Pflanzenschutzmaßnahmen sind, nehmen wir dieses Jahr auf dem elterlichen Betrieb an der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld“ teil.  

Die Aktion „Schau ins Feld!“ wurde erstmals 2015 vom Industrieverband Agrar ausgerufen – etwa 180 Landwirte nahmen mit rund 300 Schau-Fenstern teil. 2018 ist die Zahl der Schau-Fenster auf mehr als 1.200 angestiegen.  Der Ablauf ist sehr einfach, denn jeder Teilnehmer verzichtet auf einem Teil seines Felders auf jegliche Pflanzenschutz-Maßnahmen. Das heißt: kein chemischer und kein biologischer Pflanzenschutz, keine Bodenbearbeitung, keine biochemischen Maßnahmen, gar nichts. Im Laufe des Wuchses wird deutlich, was passiert, wenn man die Pflanzen nicht behandelt hat – gerade im direkten Vergleich zum Rest der Ackerfläche, auf dem der Landwirt wie gewohnt seine Pflanzenschutzmaßnahmen durchführt. So kann sich jeder ein Bild davon machen, was passiert, wenn der Landwirt keine Pflanzenschutzmittel einsetzt.

Schau-Fenster - Tag 1

Nach der Aussaat des Maises, welcher später als Energiepflanze in einer Biogasanlage dienen soll, wurde eine sogenannte Nullparzelle angelegt, auf der nun jegliche Bearbeitungsform verboten ist.

 

Schau-Fenster - Tag 14

Nach ca. 10 Tagen, wenn die junge Pflanze ihre ersten 3 Blätter besitzt und die Schadschwelle der Unkräuter überschritten ist, wird bei uns eine Herbizid-Behandlung durchgeführt. Das heißt, wir bekämpfen in diesem Arbeitsschritt das Unkraut, welches unserer Nutzpflanze Licht, Wasser und Nährstoffe raubt. 

 

 

Schau-Fenster - Tag 30

Man kann nun recht schön erkennen, an welcher Stelle die Pflanzenschutzspritze ausgeschaltet wurde. Der restliche Acker ist nur noch sehr leicht verunkrautet, währenddessen der Mais in unserer Nullparzelle ums Überleben kämpft. Die Melde, das Beikraut, welches auf den Bildern neben dem Mais zu sehen ist, hat die junge Pflanze beinahe unter sich vergraben. Das bedeutet, dass kein Sonnenlicht mehr auf die Blätter unseres Maises scheinen kann. Dies hat zur Folge, dass keinerlei Photosynthese (Umwandlung von Sonnenlicht + C02 und Wasser in Energie und Sauerstoff) stattfindet. Ohne diesen wichtigen Prozess kann die Kulturpflanze sowie jede andere Pflanze nicht überleben. Ich werde euch in nächster Zeit auf dem Laufenden halten, damit ihr dieses kleine Experiment mitverfolgen könnt.

 

#Blog 9

Schau-Fenster - Tag 63

Neun Wochen seit der Aussaat sind vergangen und es ist Zeit, die erste Zwischenbilanz zu ziehen. 
Ich war heute seit langem mal wieder auf dem Acker und musste mit Erstaunen feststellen, wie die vorherrschende Melde ( unerwünschtes Unkraut ) den Mais bereits unterdrückt hat. Die noch vorhandenen Maispflanzen weisen einen sehr kümmerlichen Wuchs auf, was bedeutet, dass ihnen Wasser, Nährstoffe und Licht fehlen. Auf dem restlichen Feld steht der Mais sehr gut, leidet aber auch hier unter der lang anhaltenden Trockenheit. Ich bin gespannt, wie das Ergebnis am Ende ausfällt, doch eins ist jetzt schon klar: Ohne den Pflanzenschutz wird es auch in der Zukunft nicht funktionieren.

 

#Blog 11

Abschlussprüfung - endlich geschafft!

Wie am Ende einer jeden Ausbildung steht auch bei uns in der Landwirtschaft die Abschlussprüfung an. Auch wenn ich schon oft die Erfahrung gemacht habe, dass mich Freunde und Bekannte gefragt haben, wofür ein Landwirt überhaupt eine Ausbildung braucht. „Ist doch eh nur Traktor fahren und den Stall ausmisten, da muss man doch nichts können bzw. lernen“. Nein das stimmt so nicht! Das Tätigkeitsfeld eines Landwirts ist sehr komplex, denn es umfasst viele Spezialgebiete in einer Person: Tierarzt, Meteorologe, Pflanzenbauer, Betriebswirt und teilweise Energieproduzent. Deshalb sind gute fachliche und praktische Kenntnisse sehr wichtig, um auch in Zukunft einen wettbewerbsfähigen Betrieb zu leiten. Aber nicht nur die Unternehmensführung ist wichtig, auch das Wissen über den richtigen Umgang mit unserer Umwelt, sowie die neusten Gesetze (Stichwort Düngeverordnung) zu kennen und anzuwenden und die richtige Haltung der Nutztiere in meinem Fall Schwein (Stichwort Tierwohl) zu lernen und umzusetzen, wird heute von uns Landwirten erwartet. Dieses ganze Wissen wird in der Abschlusspüfung am Ende der dreijährigen Ausbildung abgeprüft. 

 

Welcher Stoff wird abgefragt?

Die Abschlussprüfung gliedert sich in eine schriftliche und eine betriebliche Prüfung. Die schriftliche Prüfung wird in den Prüfungsfächern Tier-, und Pflanzenproduktion sowie Wirtschaft und Sozialkunde durchgeführt. Dort hatten wir jeweils 90 Minuten Zeit und mussten u.a. Fragen zur Haltung, zur Anatomie der Tiere wie auch zu Düngemitteln und wichtigen Nährstoffen der Pflanzen beantworten.

 

Die betriebliche Prüfung erfolgte dann zwei Tage später auf einem landwirtschaftlichen Betrieb. Dort wird das praktische Wissen im Stall und auf dem Acker praktisch und mündlich in zweieinhalb Stunden abgefragt.

 

In der Pflanzenproduktion sollte ich eine Pflanzenschutzspritze einsatzbereit machen. Klingt zunächst einfach, doch es gibt einige Dinge, die man überprüfen muss, z.B. ob der sog. Spritzen-TÜV vorliegt. Wusstet ihr, dass es sowas überhaupt gibt? Feldspritzen, die in Gebrauch sind, müssen alle drei Jahre zur Kontrolle, das regelt die Pflanzenschutzgeräteverordnung. 
Zudem sollte ich ein passendes Pflanzenschutzmittel, welches gegen die vorherrschenden Unkräuter in einem Weizenbestand hilft, auswählen. Hierbei sind die strengen Umweltauflagen sowie das Wetter zu beachten. Die Prüfer wollten sehen, ob ich mein Pflanzenbau-Wissen in der Praxis anwenden und übertragen kann.

Für meine nächste Prüfung in der Tierproduktion musste ich mich zuerst umziehen, um den strengen Hygieneauflagen des Betriebes im Stall gerecht zu werden. Anschließen hatte ich wieder eine halbe Stunde Vorbereitungszeit, in der ich mir die Tiere, die Futtermittel und den Stall genauer anschauen konnte. Danach sollte ich eine Futterration für eine trächtige Sau erstellen. Hierbei müssen die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt werden, um Fütterungsfehler zu vermeiden. Nebenbei wurde ich immer mal wieder zu bestimmten Vorgehensweisen oder Eckdaten von den Prüfern ausgefragt, was mich anfangs etwas nervös machte. 

 

Doch im Großen und Ganzen bin ich mit meinen Leistungen sehr zufrieden. Nun muss ich abzuwarten, bis die Ergebnisse verkündet werden. Bei der Ermittlung des Gesamtergebnisses wird die betriebliche Prüfung stärker gewichtet als die schriftliche Prüfung. Wenn man die Abschlussprüfung bestanden hat, endet das Ausbildungsverhältnis.

 

#Blog 14

Trockenheit

Sommer, Sonne, Hitze, Trockenheit, das waren die Schlagwörter der letzten Wochen und Monaten. Also der perfekte Traumsommer für fast jeden von uns. Nur die Landwirte haben wieder etwas zu meckern. Aber warum?

 

Wir Landwirte leben und arbeiten als einer der wenigen Berufe in und mit der Natur und das an 365 Tagen im Jahr. Jedes Jahr ist anderes und so ist es auch schwer, sich auf alle Wetterereignisse gut vorzubereiten. So war es 2017 vielerorts zu nass und in diesem Jahr mussten wir uns mit der extremen Trockenheit auseinandersetzten. Seit Anfang Mai hat es in vielen Regionen Deutschlands kaum noch geregnet, so dass die Wetterexperten davon sprechen, dass der Sommer 2018 noch trockener ist als der "Jahrhundertsommer" 2003.

 

Da das Wetter und die damit verbundenen Auswirkungen von Region zu Region sehr unterschiedlich waren, will ich euch meine persönlichen Erfahrungen schildern. Bereits im Frühjahr waren die Niederschlagsmengen unterdurchschnittlich gering und die Tagestemperaturen bereits im April bei fast 30 Grad Celsius. Bei der Vorbereitung der Maisflächen haben wir deshalb nur eine sehr flache Bodenbearbeitung durchgeführt, um vorsorglich Wasser zu sparen. Auch in den nächsten Wochen fiel kaum Regen und die Thermometer blieben gefühlt über die ganze Woche bei 35 °C  stehen. Man konnte förmlich zusehen, wie der Boden austrocknete und die Getreidearten nach und nach in die Reifephase übergingen. Ein ganz normaler Prozess, leider etwa 1 Monat zu früh.

Dies führte bei uns zu teilweise erheblichen Ernteausfällen. Jedoch können wir auf meinem elterlichen Betrieb diesen Ausfall durch den Zukauf von fremden Getreide wieder ausgleichen. Das sorgt zwar für einen erhöhten Zeit- und Kostenaufwand, aber durch den Ankauf reichen unsere Vorräte über den Winter. Auch der Mais weißt in unserer Region Trockenschäden auf, wie das Foto schön zeigt. In normalen Jahren besitzt jede Pflanze einen bis zwei der linken Kolben währenddessen dieses Jahr keine bzw. nur sehr kleine Exemplare (wie auf dem Foto) zu finden sind. 

 

Auf meinem derzeitigen Praxisbetrieb in Sachsen-Anhalt konnte ich dieses Foto aufnehmen: es zeigt ein Zuckerrüben-Feld, welches bereits sehr stark von der langanhaltenden Trockenheit geprägt ist. Die Pflanzen lassen die Blätter hängen oder werfen sie komplett ab. Dies hat zur Folge, dass die Rüben teilweise einen Sonnenbrand aufweisen. Zudem haben die Pflanzen nur noch geringe Abwehrkräfte gegenüber Schädlinge, was zu Qualitätsverlusten und somit zu Abschlägen führt. Gerade Zuckerrüben, Raps und Kartoffeln sind relativ hitzeempfindlich und nur wenig trockentolerant, Getreidearten sind in Bezug auf Trockenheit und Hitze toleranter.

Derzeit sind wir mit der Bodenbearbeitung für die neue Aussaat beschäftigt. Leider zeigt sich hier ein weiteres Problem der Trockenheit, nämlich Staub. Trotz minimaler Bearbeitung werden die leichten Bestandteile des Bodens durch den Wind schnell weitertransportiert und es bildet sich eine typische Staubwolke, welche noch in einiger Entfernung zu sehen ist. Warum nicht warten bis es regnet? Jede von uns angebaute Kultur, vor allem der Raps, hat ein festen Saatzeitpunkt, der eingehalten werden sollte. Da die Hoffnung auf Regen als letztes stirbt, bereiten wir nun alles vor und hoffen, dass wir mit der Aussaat bald beginnen können. Wir versuchen in dieser Zeit sehr viel Rücksicht auf die Bevölkerung zunehmen, dennoch bitten wir um Verständnis, wenn es mal mehr staubt. 

 

#Blog 17

Trockenheit, die zweite: Australien.

Schon seit meiner Kindheit habe ich den Traum, die unendlichen Weiten des Australischen Kontinents kennen zu lernen. Nach meiner dreijährigen Ausbildung als Landwirt, die ich im Juli abgeschlossen habe, war jetzt der richtige Zeitpunkt, die Koffer zu packen! Dazu kommt, dass die Ernte 2018 auf der Südhalbkugel erst Anfang November startet und ich gespannt bin auf die gigantischen Landwirtschaftlichen Betriebe in Australien.

 

Am 12. Oktober war es dann so weit: ich startete vom Münchner Flughafen mit einem Zwischenstopp in Dubai nach Melbourne. Da mein Praktikumsbetrieb, eine Ackerbaufarm mit ca. 17.500ha, etwa 400 km nördlichen von Melbourne liegt, musste ich noch mit dem Zug die restliche Strecke zurücklegen. Am Sonntagnachmittag kam ich dann nach 35 Stunden Reisedauer auf meinem Praktikumsbetrieb an. Da die Erntezeit zu den stressigsten Phasen im Jahr zählt, sind wir heuer insgesamt 7 Erntehelfer, die den Betrieb unterstützen. Neben den anderen Praktikanten arbeiten noch ein Mechaniker, ein LKW Fahrer, ein Betriebsleiter und die beiden Eigentümer Tim und Richie Gleeson auf der Farm.

 

Auch hier im südöstlichen Teil von Australien hat die extreme Trockenheit in diesem Jahr ihre Spuren hinterlassen. Die australischen Landwirte rechnen mit einer der schlechtesten Ernten, die es je gegeben hat. Leider kam zusätzlich noch eine späte Frostperiode im September hinzu. Frost in Australien? Ja, das gibt es auch in Australien, da keine Wolken am Himmel die Wärme während der Nacht „speichern“, kühlt es sehr schnell und sehr tief ab. Dem Weizen macht dieser Frost normalerweise nichts aus. Aber da der starke Temperaturabfall während der Blütezeit eintrat, wurden viele Pflanzen nicht befruchtet und somit fand auch keine Kornbildung statt. Daher entschlossen sich viele Landwirte, das Getreide abzumähen und als „Heu“ zu verkaufen. Bei dem Wort „Heu“ musste ich auch erstmal nachfragen, ob das ernstgemeint war. Aber ja, in Australien kann man heuer aufgrund der Trockenheit eigentlich alles als Tierfutter verkaufen. Vor allem auf den Betrieben im Nordosten ist nichts bzw. kaum etwas gewachsen. Die dortigen Farmer versuchen durch den Zukauf dieses minderwertigen Futters ihre Tiere zu erhalten und so Existenzen zu bewahren.

 

Wir haben auf meinem Betrieb ca. 5.000ha Weizen und Haferflächen mit einem Schwadmäher, hier umgangssprachlich „Windrover“ genannt, abgemäht. Es waren auch hier keinerlei Kornanlagen in den Ähren zu erkennen, so das auch die normale Ernte mit dem Mähdrescher sinnlos gewesen wäre. Als nächsten Arbeitsschritt mussten die abgeschnittenen Pflanzen mit einem Schwader zusammengelegt werden, dies dient zum einen der Auflockerung und besseren Durchlüftung der Schwade und zum anderen spart es später beim Pressen der Ballen sehr viel Zeit. Nach weiteren 4 Tage wurde mit dem Pressen begonnen, die sog. Presse nimmt das Heu über einen Pickup auf und formt daraus einen schönen quaderförmigen Ballen, der anschließend mit einem Teleskoplader oder Traktor sehr einfach verladen werden kann. Das „Heu“ wird dann von einem Logistikunternehmen abgeholt und weiterverkauft. Da sich der Heupreis in den letzten Wochen zum Teil vervierfacht hat, ist dies ein guter Weg um etwas Umsatz in diesem sehr extremen Jahr zu gewinnen.

 

Von der Trockenheit in Deutschland zur Trockenheit in Australien. Das waren meine ersten Eindrücke, die ich bisher hier gewinnen konnte. Ich werde euch während der kommenden Erntezeit auf dem Laufenden halten, bis bald!